Hip Hop: Black Music aus dem Fjord
In Norwegen ist das Rap-Duo Madcon bekannt wie „Der Schrei“ von Edvard Munch. Mit der Single „Beggin’“ haben Kapricorn und Critical nun auch die deutschen Charts geknackt.
Düsseldorf. Seit Jahren gelten sie als Skandinaviens beste Rapper und nun schwappt ihr Sound auch nach Deutschland über: Das norwegische Duo Madcon stürmt mit dem Ohrwurm-Cover "Beggin’" die obersten Chart-Plätze und beschert der Band den sehnlich erhofften und längst verdienten Erfolg jenseits Nordeuropas.
Einen langen Atem haben Tshawe Baqwa (Kapricorn) und Yosef Wolde-Mariam (Critical) bewiesen, bis sie auch außerhalb ihres Landes einschlagen konnten. Gestern erschien auch hierzulande ihr neuer Longplayer, der in Norwegen bereits auf Nummer drei der Album-Charts klettern konnte.
Angefangen haben Madcon 1992: Kapricorn, ein in Deutschland geborener Sohn südafrikanischer Eltern, und Critical, gebürtiger Norweger äthiopischer Herkunft, fanden über ähnliche Interessen zueinander. "Wie hatten einen gemeinsamen Freund, der uns einander vor langer Zeit einmal vorstellte", erzählt Kapricorn. "Er sagte zu mir: Der Typ da ist genau wie du, nur ein bisschen kleiner’".
Das dynamische Duo, das nie um einen Witz verlegen ist, gab sich den Namen Madcon - ein Akronym aus Mad Consipracy (verrückte Verschwörung). Und wie es sich für eine junge Band gehört, gaben Madcon ein Konzert nach dem anderen und schufen sich mit umjubelten Live-Auftritten, für die sie bekanntlich alles geben, eine treue Fan-Basis.
Es folgten Jahre zäher Arbeit, in denen sie jede Menge Erfahrung mit Weltstars sammelten: Waren Acts wie Destiny’s Child, 50 Cent, Alicia Keys, der Wu-Tang Clan, Xzibit oder Redman in Skandinavien unterwegs, so buchten sie Madcon als Anheizer. Die US-amerikanischen Rapper von Gang Starr nahmen die beiden sogar als Vorgruppe mit auf Europatour.
Trotz ihres wachsenden Rufs in der skandinavischen HipHop-Szene, in der sie schon etliche Kollaborationen mit anderen Künstlern eingegangen sind, ließ der kommerzielle Erfolg noch auf sich warten. Erst 2002 kam der Durchbruch - 10 Jahre nach Gründung der Band: Madcons gemeinsame Single mit ihren Kollegen Paperboys, "Barcelona", wurde zum Hit in der Heimat und erhielt vom schwedischen Musik-Sender ZTV den Preis für den meistgewünschten Videoclip des Jahres.
Danach ging’s steil bergauf: 2004 folgte das Debütalbum "It’s All A Madcon", das die Hitsingles "Doo Wop" und "Infidelity" enthielt. Ihr Land ehrte die neuen Stars mit einem "Spellemannprisen", dem norwegischen Äquivalent zum "Grammy", sowie zwei "Nordic Awards" in den Kategorien "Best Live Act" und "Best Group".
Doch nicht nur musikalisch läuft es rund für die beiden: Kapricorn und Critical sind seit einiger Zeit als Moderatoren tätig. In der TV-Show "The Voice of Madcon", die montags bis donnerstags von 22 bis 23 Uhr im norwegischen Musikfernsehen The Voice zu sehen ist, albern sie herum, führen Interviews und präsentieren eine Auswahl ihrer Lieblingsvideos.
Multitalent Kapricorn erhaschte vergangenes Jahr zudem einen Preis für seine Tanzkünste: In der beliebten Fernsehserie "Dancing with the Stars" stach er die Konkurrenz aus und heimste Platz 1 ein. Ende 2007 erschien Madcons zweites Album "So Dark The Con Of Man" (Besprechung siehe Kasten) und legte beeindruckende Zahlen vor:
Nach drei Stunden erreichte es Gold- und nach drei Tagen Platin-Status. Sein Abwechslungsreichtum und die durchgehende Tanzbarkeit könnten auch hierzulande auf ein breites Echo stoßen - so wie die beharrliche Top-20-Präsenz der ersten Single "Beggin’" bereits zeigt.
Der Song, eine Coverversion eines Hits von Frankie Valli & The Four Seasons aus dem Jahr 1967, ist nämlich nur eine von 14Kompositionen, die ohne Umweg ins Ohr gehen.
Gemeinsam mit dem Produzententeam 3Elementz schuf das Duo einen Sound, der irgendwo zwischen den slapstickhaften HipHop-Songs der Black Eyed Peas und dem intellektuellen R&B der Roots liegt. Sprechgesang, Frauenchöre, 60er-Soul, afrikanische Rhythmen, Motown-Samples und Drumloops verflechten sie zu einem Mix aus Reggae und HipHop, dessen Melodien dem momentan angesagten Retro-Sound massig Material für gut gelaunte Sommertage liefert.
Auf der Homepage des HipHop-Duos kann man in sämtliche Songs ihres neuen Albums reinhören. Zusätzlich gibt es Videos und Live-Clips.