Jazzfestival startet mit Coltranes Afrika-Trip
Frankfurt/Main (dpa) - Die stilprägende Plattenfirma Impulse! ist Taktgeber beim 42. Deutschen Jazzfestival, das am Donnerstag in Frankfurt begonnen hat.
Die Festivalmacher wollen die Frage beantworten, „welche kreativen Funken sich heute - zum 50. Jubiläum - noch aus den Vorleistungen des Labels schlagen lassen“. Ziel sei es, „eine Hommage an das geschichtsmächtige Impulse!-Label mit einer aktuellen Bestandsaufnahme des Jazz zu verbinden“, hatte der Hessische Rundfunk (hr) als Veranstalter im Vorfeld angekündigt.
Ein aufregender musikalischer Afrika-Trip war am Donnerstag der erste Höhepunkt des Festivals. Im Zentrum des mit Spannung erwarteten Konzerts mit Archie Shepp und der hr-Big-Band stand ein bahnbrechendes Album des Saxofonisten John Coltrane (1926-1967). „Anfang der 60er Jahre hat das Werk die Jazzwelt ganz schön verschreckt“, erinnerte der Moderator des Abends an die Wirkung der Platte „Africa/Brass“ vor 50 Jahren.
Es war eine der ersten Aufnahmen des 1961 gegründeten Labels Impulse!, dem an drei Festivalabenden auf unterschiedlichste Weise gehuldigt wird. Coltranes heute 74 Jahre alter Lieblingsschüler Shepp wurde für ein Wagnis gewonnen: Er sollte das vom Moderator als „Monstrum“ bezeichnete Werk in neuer Besetzung auf die Bühne bringen. So wie im Laufe seiner langen Karriere wandelte sich Shepp auch im Laufe des Abends. Mit grimmigem Blick betrat der betagte Saxofonist die Bühne, mit fast kindlichem Strahlen verließ er sie. Der Jubel war groß, das Experiment gelungen und die Konstellation des Abends hatte sich als Glücksgriff erwiesen.
Ganz im Sinne der Impulse!-Philosophie bewegten sich die Musiker frei durch die aufregende Coltrane-Welt. Die Musiker interpretierten Klassiker wie „Greensleeves“ und „Africa“, spielten aber auch unbekannte Perlen. Begeisterung entfachte am Eröffnungsabend auch das Quartett des US-Pianisten Bob Degen - der Argentinier Valentin Garvie spielte zwischendurch sogar auf zwei Trompeten gleichzeitig - sowie das Improvisationstrio Das Kapital. Die Jazzer bekamen für ihre eigenwilligen Interpretationen der Propagandalieder von Hanns Eisler riesigen Applaus - und nach ihrem Auftritt den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik in der Sparte Jazz.
Noch bis Samstag finden jeweils drei Konzerte pro Abend statt. Eingeladen sind Solisten und Ensembles wie Rolf und Joachim Kühn, Brian Blade oder das Jonas Kullhammar Quartet. Bis zum Kinderkonzert am Abschlusssonntag werden nach Angaben des hr rund 4000 Zuschauer das seit Wochen ausverkaufte Festival besucht haben.