Konzert: Magischer Cowboy mit Klampfe
Bob Dylan und Band schenken den Fans hinreißende Musik.
Düsseldorf. 4000 klatschen, pfeifen, johlen frenetisch: Wie zu Salzsäulen erstarrt stehen die fünf Musiker in ihren beigen Anzügen auf der Bühne. Der Schlagzeuger zieht noch schnell sein Sakko an. Die Arbeit ist getan. Mittendrin im schwarzen Cowboy-Dress und weißen Hut und mit einem kaum erkennbaren Lächeln auf den schmalen Lippen: Bob Dylan. Er wackelt ungelenk, lässt sich feiern und tritt ab. Das Ende eines knapp zweistündigen Musikfestes zwischen Rock, Folk und kammermusikalischem Country. Dylan in der Philipshalle - ein großartiger Abend in 18 Akten. Die Überraschung gleich zu Beginn: His Bobness greift wieder zur Gitarre - fünf Songs lang, dann schlendert er wieder hinter das Keyboard und stellt sich als Musiker ganz hintenan. Die kompakte, eingespielte Band der "Neverending World Tour" rollt ihren geerdeten Musikteppich für den Meister aus, auf dem er mit dem unverkennbaren grantelnd-nölenden Sprechgesang seine Karriere ausbreitet. Klassiker der 60er - Neues vom vollkommen zu Recht hoch angesehenen letzten Album "Modern Times": Das stimmige Programm fesselt den kiffenden Alt-Hippie ebenso wie den Kö-Banker mit der auffallend roten Krawatte. Knackig-rockig der Auftakt - unter anderem mit "Don’t think twice", prägt aktuelles Material den Mittelteil: "Spirit on the water" wird zum schrammelnden Saloon-Schieber, "When the deal goes down" - instrumental sehr reduziert - berührt mit herzzerreißendem Kitsch. Und "Nettie Moore" ist Kammermusik für den Cowboy - ergreifend schön. Da gerät "Highway 61 revisited" zum brachialen Kontrapunkt, während das kraftvolle "Like a rolling stone" überraschend nah am Original ist. Zwei Zugaben - der Rock’n’Roll "Thunder on a mountain" und das unverwüstliche "All along the watchtower" - beenden eine wundervolle Nacht. Dylan bleibt magisch.