Bryan Ferry: Mitschunkelhits vom einstigen Dandy

Wie der Brite Bryan Ferry in der Düsseldorfer Philippshalle seine Fangemeinde bedient.

Düsseldorf. In Sachen Stil konnte Bryan Ferry eigentlich niemand etwas vormachen. Seit den Zeiten von Roxy Music galt er als der Inbegriff eines Dandys. Wie also kann jemand mit einem so ausgeprägten Stilwillen derart geschmacklich daneben greifen, wie Bryan Ferry mit seinen farblosen Bob Dylan-Interpretationen? In der bestuhlten Philipshalle erlebte man den einstigen "coolest englishman alive" am Mittwoch äußerlich top, aber musikalisch komplett stillos.

Dabei ist der erste Eindruck des inzwischen 61-Jährigen vielversprechend: In seinem typisch schlenkernd-tänzelnden Gang, mit schwarzem Anzug, schmaler Krawatte und Haarsträhne im Gesicht betritt er die Bühne mit Sternenhimmel und Kirmeslichterkette und eröffnet mit seinen acht Musikern den Abend mit der 60er-Jahre Mod-Hymne "The In Crowd". Rasant. Doch dann Dylan. Unter der Leitung des Meisters des Stils geraten die Songs vom Meister des Wortes hölzern, poltrig - und am schlimmsten: belanglos.

Die Klangwände der riesigen Band sind übermächtig arrangiert und walzen alles platt und glatt, was den sperrigen Dylan auszeichnet. So mutiert jeder Song zum abgeschmackten Rockstandard. "The Times They Are A Changing" gerät zur Tanzpalastnummer, jeglicher Doppelbödigkeit beraubt. Und Bob Dylans nachtschwarzer Abgesang eines Todgeweihten "Knockin’ On Heavens Door" erklingt hier wie ein fröhlicher Festzug durch die Gemeinde - ein Mitschunkelhit! Unter Ferrys immer noch hübscher Schale scheint kein Kern mehr zu stecken.

Mit "Simple Twist of Fate", "All Along The Watchtower" und "A Hard Rain’s Gonna Fall" nimmt der Dandy Fahrt auf und verpasst ihnen eine hübsche Portion Temperament. Dazu bewegt er sich geschmeidig wie ein 30-Jähriger. Stehend feiern seine treuen Fans den Kracher "Let’s Stick Together", um sich mit leiser Veblüfftheit bieten zu lassen, dass der Meister Zugaben für unter seiner Würde betrachtet. Knappe Verbeugung und Abgang. Große Oper gewährt ja auch keine Zugaben, wird er sich vielleicht gedacht haben.