Bryan Ferry: Ein Dandy singt Dylan
Bryan Ferry hat im vergangenen Jahr ein Album mit Dylan-Songs aufgenommen. Am Mittwoch gibt er ein Konzert in Düsseldorf.
Mister Ferry, Sie gelten nach wie vor als Galionsfigur des britischen Dandytums...
Bryan Ferry: Und ehrlich gesagt - verzeihen Sie bitte, dass ich Sie unterbreche - weiß ich nicht, warum sich das so verhält. Vielleicht, weil es mir gefällt, mich mit schönen Dingen zu umgeben. Meine Musik beinhaltet ja auch eine gewisse Form von Schönheit. Die Bilder, die ich sammle, verschönern meine Umgebung. Dennoch: Die Sachen müssen nicht teuer sein.
Wird man stilbewusst geboren oder muss man sich guten Geschmack erarbeiten?
Ferry: Geschmack entwickelt man, indem man von Jahr zu Jahr neue Einflüsse aufnimmt. Es ist faszinierend, wie Menschen ihre Vorlieben und Abneigungen entwickeln.
Seit wann kultivieren Sie Ihre Vorlieben und Abneigungen?
Ferry: Das begann schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Früher waren wir eher arm, und ich musste als Kind in einer Schneiderei in der Nähe von Newcastle arbeiten. Trotzdem hat mir dieser Kontakt mit der Modewelt gut gefallen. Zudem war Newcastle damals für seine Mods bekannt. Jedem gefiel amerikanische Kleidung.
War nicht Ihr Kunstgeschmack zunächst hauptsächlich vom wilden Lebensstil der Bohème geprägt?
Ferry: Ja, zunächst hat mich die Pariser Bohème fasziniert, der Lebensstil des Fin de siècle. Picassos Anfangsjahre dort. Viel Wein, Kerzen, Models. (lacht) Das hat sich später geändert. Stark sogar.
Inwiefern?
Ferry: Mein Geschmack wurde wesentlich zeitgenössischer. Pop Art war eigentlich mein Ding. Denn mein Lehrer an der Universität, der berühmte Richard Hamilton, war der damals führende englische Pop-Art-Künstler. Übrigens sehr erfolgreich in Deutschland. Er hat auch für die Beatles und deren "White Album" das Cover gestaltet, sehr intellektuell. Hamilton war ein Freund von Marcel Duchamp. Ein großer Konzept-Künstler. Zusammen mit Picasso sicherlich der einflussreichste Künstler des 20. Jahrhunderts.
Einflussreich wirkte auf Sie selbst vor allem Bob Dylan, den Sie bereits auf Ihrem ersten Soloalbum coverten. Ein Blick auf die Liste der Lieder von "Dylanesque" lässt vermuten, dass Sie die Songs wie ein Regisseur behandeln, der auf Werktreue hält.
Ferry: Es ist eine interessante Songauswahl. Manche haben wir auch ohne große Vorbereitung gespielt. Einfach drauf los eben. Ich am Klavier, das Tempo ausgewählt und los geht es. Das Schöne an diesem Album ist, dass alles live eingespielt wird. Außer einiger weniger Gitarrensoli, die später zugefügt wurden.
Hatten Sie eigentlich jemals die Möglichkeit Dylan zu treffen?
Biografie Bryan Ferry wurde 1945 im englischen Washington geboren. Er studierte Kunst und arbeitete als Lehrer. 1971 gründete er mit Freunden die Band Roxy Music. Ab 1973 verfolgte er parallel eine Solokarriere.
Konzert Am Mittwoch, 4. April, spielt er um 20 Uhr in der Düsseldorfer Philipshalle. Karten unter Telefon 0211/77 50 57.