CD-Tipp: Maximo Park - Alles gestohlen, aber so schön!
Post Punk: Mit Energie, Glamour und tollen Melodien bleiben Maximo Park auf „Our Earthly Pleasures“ in der Spur. Nur nach dem Zauber sucht man ein bisschen.
<strong>Düsseldorf. Im britischen Indie-Rock ist in diesem Frühling Zweite-Platten-Zeit. Nachdem Bands wie Bloc Party, die Kaiser Chiefs und Maximo Park vor gut zwei Jahren von der neuen Welle des New Wave an die Spitze der britischen Charts gespült wurden, ist es nun an ihnen, den angeblich schwersten Schritt einer jeden Band zu gehen - dem erfolgreichen Debüt einen mindestens so erfolgreichen Nachfolger hinterherzuschicken. Und während die beiden bereits erwähnten Mit-Segler auf dieser Retro-Welle ihre Zweitlinge schon erfolgreich und mit viel Lob unters Volk bringen konnten, steht nun für Maximo Park dieser Test an.
Pointierte Poesie in der Tradition von Blur, Madness und den Kinks
"Our Earthly Pleasures", so ist das neue Album betitelt, soll sich eben jenem irdischen Begehren widmen, das unser Leben zuweilen so schwierig gestaltet. In "By the Monument" etwa wartet ein Typ vor dem Denkmal vergeblich auf Regen und nächtliche Anrufe seiner Geliebten, von der ihm nicht mehr geblieben ist, als eine zum Haarband umfunktionierte Socke, ein T-Shirt und ein Kopfkissen. Passend dazu schwadroniert Sänger Paul Smith in Interviews über die große Liebe, wann man den einen Menschen im Leben findet und wie man ihn behält und verliert doch so wenig Worte über seine Musik. Über das, was Maximo Park auf ihrem erfolgreichen Debüt "A Certain Trigger" so beeindruckend vorgeführt haben: Die Verbindung von Schärfe, Unbedingtheit, Sentiment und Intellekt. Ja, vermutlich darf man das Quintett aus Newcastle getrost als die Intellektuellen unter den Post-Punkern bezeichnen. Da, wo sich die bodenständigeren Kaiser Chiefs aus der Fußball-Metropole Leeds mit ihrem Namen auf einen Kicker-Club berufen, zollen Maximo Park der kubanischen Revolution Tribut - der Maximo Gomez Park war immerhin der Treffpunkt der Revoluzzer in Havanna. Und so singt Smith, der ehemalige Kunststudent, mit der Verve eines Jarvis Cocker oder eines Morrisseys von der Tristesse des Alltags seiner Heimatstadt, beherrscht dabei aber die hohe Kunst der pointierten Poesie. Das hat in Großbritannien durchaus lange Tradition und reicht über Blur, Pulp, die Pet Shop Boys und Madness bis zu den Kinks zurück. Mehrdeutigkeit scheint das Credo der Texte zu sein, der unbedingte und zornige Ausruf Vergangenheit. "Es gibt so viele richtige Wege, eine Sache zu erklären", philosophiert Smith.Und musikalisch? Reminiszenzen in jedem Takt. Alles gestohlen! Alles schon mal da gewesen! Aber so schön! Konkret weiß man zwar kaum etwas zu benennen, doch die vagen Erinnerungen schwingen überall mit. Kaum hat man die einen Gedankenfetzen zur Seite geschoben, sammeln sich erneut Zitate und Assoziationen zum Gegenschlag. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.
Kurzkritik: "Wie eine Mischung aus den Smashing Pumpkins und den Smiths", sagt Sänger Paul Smith über die musikalische Zielsetzung des exzellenten zweiten Werkes "Our Earthly Pleasures". Im Unterschied zur ersten Platte addieren sich zu den bekannten Verweisen auf die 80er Jahre und damit Bands wie den Undertones oder The Jam jetzt noch Anleihen bei Nirvana und anderen Rockgrößen - deutlich zu hören auf der ersten Single "Our Velocity". Mit dem bewährten Rezept Energie plus Glamour und dem wundervollen Gespür für zwingende Melodien und einer Prise mehr Härte und Rock klingen Maximo Park irgendwie maskuliner. Die zwölf Songs sind allesamt dynamischer und ein wenig enger geschlungen als beim Vorgänger "A Certain Trigger" aus dem Jahre 2005. Unbedingt laut hören!
Highlights: Das rührende "Books From Boxes" ist Maximo Parks ultimative Verbeugung vor den Smiths, "The Unshockable" grandioser New-Wave-Funk und "By The Monument" der bewegende Super-Hit des Albums. Programmatisch und episch: "Karaoke Plays".
Konzerte: Am 9. April spielen Maximo Park in der Zeche Bochum, am 25. Mai sind sie in der Kölner Live Music Hall zu sehen.