Neue CD: Metallica strotzen vor Kraft

Heavy Metal: Das neue Werk der US-Rocker geht zurück zu den Ursprüngen: „Death Magnetic“ entschädigt für das letzte Album „St. Anger“.

Düsseldorf. Metallica befinden sich in einer Schlacht, die sie nicht gewinnen können. Sie haben dem Internet den Kampf angesagt. Angefangen hat es, als sie vor acht Jahren gegen das Downloadportal Napster klagten. Zum Unmut vieler Fans: Sie zündeten Poster der Band an und zerstampften sogar öffentlich ihre Plattensammlung.

Leicht wollten es Metallica den Musikpiraten auch diesmal nicht machen. Erst vor wenigen Wochen gaben sie Titel und Erscheinungsdatum bekannt. Trotzdem haben sie auch bei ihrem zehnten Album die Macht des Internets unterschätzt: Bei YouTube gab es schon seit über einem Jahr die ersten Songs zu hören. Bei bekannten Tauschbörsen wird "Death Magnetic" seit Tagen angeboten. Obwohl es kaum jemand gelungen ist, das Album vor Veröffentlichung in Händen zu halten.

Bei so viel Geheimhaltung muss der Feind in den eigenen Reihen sitzen. Eigentlich sollte das Metallica wenig stören: Die Platte wird sich bestens verkaufen. Die letzten fünf Alben schafften es alle auf den ersten Platz der deutschen Charts.

Auch das neue Album, "Death Magnetic", wird dort wohl landen. Es klingt ungewöhnlich gewohnt und dennoch erfrischend anders. Zum einen mag es daran liegen, dass die Bandmitglieder alle Tiefen nun endgültig überwunden haben. Diente doch das letzte Album "St. Anger" vielmehr als Therapie und Stressbewältigung. Bassist Jason Newsted hatte Metallica damals verlassen, Sänger James Hetfield kämpfte mit seiner Alkohol- und Selbstsucht, aus der sich ein Autoritätswahn entwickelte, der die Band fast auseinander brechen ließ.

Nur ein Seelenklempner konnte den Split verhindern. Ein Kamerateam dokumentierte den Heilungsprozess für den Film "Some Kind Of Monster". Es mag aber auch am neuesten Bandmitglied liegen: Robert Trujillo. Der Bassist begleitet Metallica schon seit über fünf Jahren, war aber bisher noch nicht am Songwriting beteiligt.

Entscheidend dürfte aber sein, dass Metallica nach langer Zeit ihren Produzenten gewechselt haben. Und das obwohl Schlagzeuger Lars Ulrich noch vor drei Jahren überzeugt war, dass Bob Rock auf Ewigkeit Metallicas Produzent bleiben würde.

Seit 1991 war der Kanadier maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich Metallica von ihrem ursprünglichen Stil zum Mainstream bewegt haben. Bis hin zu ihrem Nu-Metal-Ausrutscher "St. Anger" (2003). Elf Tracks, auf die sie wohl selbst nicht mehr stolz sind. Bei Konzerten jedenfalls tauchen sie nicht auf.

Rick Rubin sollte es nun richten. Der New Yorker Produzent hat schon mit fast jedem in der Branche gearbeitet. Ob LL Cool J, Neil Diamond, die Red Hot Chili Peppers oder Slipknot - Rubin hat sie alle veredelt. Nun wagte er sich an eine Band, die für Metal-Fans schon lange als unsterblich gilt. Statt sie ebenfalls zu vergöttern, führte er Metallica zurück zu den Ursprüngen.

"Death Magnetic" erinnert stark an "Master Of Puppets" und " And Justice For All". Es gibt viele Trash-Metal-Elemente: Lange Intros, schnelle Riffs und eine markante Snare-Drum. Das kürzeste Lied dauert fünf Minuten. Dass die Band an die alten Zeiten anknüpfen will, macht auch das Sequel "Unforgiven III" deutlich.

Ein zehnminütiges Instrumental ("Suicide And Redemption") rundet das Album ab. Mit "Death Magnetic" entschuldigen sich Metallica für ihren Lapsus "St. Anger" und präsentieren ihr bestes Album seit 18Jahren. Auch, wenn der Sarg auf dem Cover an den Tod erinnert - es ist eine musikalische Auferstehung.