Deutschlands neuester Rap-Star

Von Düsseldorf aus will Kollegah die HipHop-Nation erobern. Bei Youtube sind seine Videos jeweils mehr als eine halbe Million angeklickt worden.

Düsseldorf. Dunkle Nacht, Nebelschwaden, eine schwarze Benz-Limousine kommt bis zum Haupteingang des Clubs vorgefahren. Aus der hinteren Tür steigt er aus, der "Big Boss": Erst setzt er einen Lackschuh nach dem anderen auf den roten Teppich, dann ist der Designeranzug zu sehen. Wummender Bass setzt ein.

Im weiteren Verlauf des Musikvideos tanzen zwei Frauen im Bikini und bespritzen einander mit Champagner aus Flaschen, steht der "Big Boss" morgens vor seiner Villa, mit Zigarre in der Hand und im Seidenmantel gekleidet.

Das soll er sein, Deutschlands neuer Stern am deutschen Rap-Himmel: Kollegah. Morgen erscheint unter dem Düsseldorfer Label Selfmade Records das zweite Album des 24-Jährigen. Mit harten und schnellen Reimen will er die HipHop-Nation erobern. Kollegah geriert sich als unerbittlicher Gangster, verbreitet Unmengen Testosteron und stellt seine Dekadenz zur Schau.

Außerdem hat er die branchenübliche Karriere als Drogendealer hinter sich. Alles schon gesehen - bei US-Rapper 50 Cent. Doch Kollegah sagt selbstbewusst: "Ich bin der erste in Deutschland, der so auftritt. Mein Stil ist unvergleichbar in der Welt." Diesen Stil nennt er selbst "Zuhälter-Rap".

Dabei sieht er mit seinem jungenhaften Gesicht so gar nicht wie der harte Junge von der Straße aus. Doch die Fangemeinde wächst beständig. "Ich biete einfach Entertainment", sagt Kollegah. "Die Leute fühlen sich cooler, wenn sie meine Musik hören."

Innerhalb von nur vier Jahren hat es Kollegah zu einer beachtlichen Karriere gebracht. Das Abhängen in seinem Heimatort in Hessen wird ihm irgendwann zu langweilig. 2004 beginnt er, an Freestyle-Battles in Frankfurt und Mainz teilzunehmen.

Die meisten anderen MCs steckt er in die Tasche. Im Internet schafft sich der Abiturient daraufhin mit frei zugänglichen Songs im Internet einen Anhängerstamm. Bis das junge HipHop-Label Selfmade Records aus Düsseldorf auf ihn aufmerksam wird.

Das Debüt-Album "Alphagene" steigt im November 2007 ordentlich in die Charts ein. Kurz darauf küren die Leser des Szenemagazins "Juice" Kollegah zum Newcomer des Jahres. MTV bezeichnet ihn als "Hoffnungsträger des Deutschrap".

Bei Youtube sind seine Videos jeweils mehr als eine halbe Million angeklickt worden. Doch der Internet-Ruhm hat auch Kehrseiten: Mittlerweile kursieren mindestens genauso viele Kollegah-Parodien.

Von Sido zum Beispiel. Der Masken-Mann und seine Freunde von Aggro Berlin haben womöglich schon bemerkt, dass im Westen der "Rap-Publik" eine Herausforderung heranwächst.

Düsseldorf und Selfmade Records schickt sich an, die Rap-Landkarte neu zu zeichnen. Kollegah, der selbsterklärte "Big Boss", wirft den Fehdehandschuh: "Wir werden die nächste Nummer eins in Deutschland."