Pophymnen aus Las Vegas
Live: The Killers liefern in Düsseldorf ein grandioses Konzert ab – ihre Bühnenshow zeichnet dabei ein entlarvendes Bild von Obama-Land.
Düsseldorf. Bei seiner nächsten Tour hätte The-Killers-Sänger Brandon Flowers gern echte Tiger auf der Bühne. Keine lebenden, sondern die ausgestopften, die es in seiner Heimatstadt Las Vegas für 50000 Dollar zu kaufen gibt. Preise seit kurzem stark fallend. In diesem Jahr begnügt sich das Quartett aus der Spielerstadt damit, die Bühne mit Plastik-Palmen voll zu rümpeln - und bei "Neon Tiger" ein gigantisches, schwarz-weißes Großkatzen-Fell von der Decke purzeln zu lassen.
Drei Konzerte zu ihrem aktuellem Album "Day & Age" spielen die Killers in Deutschland, den Auftakt machen sie am Freitagabend in der rappelvollen Philipshalle - und liefern ein grandioses Konzert ab, das genau so gut eine Best-Of-Show hätte sein können: 20 Songs, angefangen von "Human" über "Joy Ride" und dem zum Kreischen schönen "Mr. Brightside" bis zu den drei etatmäßigen Zugaben "Bones", "Jenny Was A Friend Of Mine" und "When You Were Young".
Keine Frage, die Killers sind die Band der späten nuller Jahre, weil sie es schaffen, ohne Peinlichkeiten den Sound der 80er ins bankenkrisengebeutelte Hier und Jetzt zu katapultieren, ganz ohne die latent verheulte Attitüde ihrer musikalischen Vorbilder zu sehr zu bemühen.
Oasis klingen häufig durch und eine Prise Morrissey natürlich. Freddie Mercury selig scheint auferstanden, als Flowers am Freitag in krachenger Hose und schwarzem Sakko mit Gold-Epauletten über die Bühne fegt und dabei die große Geste nicht scheut. Die Killers schrauben den Fans ihre Pophymnen so unverschämt unbekümmert in die Ohren, dass man sich fragt, wie die Welt jemals ohne die Musik des Quartetts aus Nevada ausgekommen ist. Die Killers sind groß und haben -, wenn sie es nicht den Rabauken von Escape the Fate nachtun, einer Las Vegas-Band, die sich noch vor dem Erfolg im Sumpf aus Drogen und Alkohol verloren hat - eine noch größere Zukunft vor sich.
Bloß Indie sind die Killers nicht mehr. Darüber mag der Fan der ersten Stunde Krokodilstränen vergießen. Er sollte es nicht, denn die vier Herren sind mitnichten eine Tanzkappelle, die Bühnen-Tand mit Grünzeug, Lichteffekten und Feuerwerk-Zinnober nötig hat.
Wobei Flowers und Mannen unbeabsichtigt ein höchst reales Bild ihrer Heimat zeichnen. Las Vegas 4.0: Obama-Land ist in der Krise. Der Lack ist runter, das Funkeln des Las-Vegas-Strips nichts als Blendwerk. Die Glitzer-Show der Killers ist überflüssig und wirkt in der Philipshalle so deplatziert, als hätte man Madonna für eine Abi-Party geordert.
Nächstes Mal weiße Tiger.