Premiere: Die Pop-Prinzessin ist zurück
Im Rahmen ihrer „X 2008“-Tour kommt Kylie Minogue Ende Mai auch nach Köln. Ihre Fans feierten den Tourneestart in Paris.
Paris. Ihr Heimatplanet hat die Form einer Diskokugel - und spätestens seit ihren Alben "Lightyears" (2000) und "Fever" (2001) ist sie die Comeback-Königin der Popmusik: Kylie Minogue steht nach bewegenden Jahren wieder auf der Konzertbühne. Beim Auftakt ihrer Europatournee im Pariser Palais d’Omnisport bot die gebürtige Australierin eine fulminante Show und einen Vorgeschmack auf das, was ihre deutschen Fans erwartet.
Die Frau, die im bodenlangen Abendkleid durch die Kunstnebelschwaden schreitet, immer dem tosenden Beifall ihrer mehr als 10000 Fans entgegen, lässt die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, Monate und Jahre auf einen Schlag hinter sich: Weltweit war sie, die Anteilnahme nach der Brustkrebs-Diagnose im Frühjahr 2005.
Die Rückkehr auf die Bühne zum Abschluss ihrer zwischenzeitlich abgebrochenen "Showgirl"-Tour glich Monate später in Australien einem Triumphzug und Grenzgang gleichermaßen. Erschöpft und entschlossen zugleich ließ Minogue sich damals für den Dokumentarfilm "White Diamond" backstage ablichten, sich und ihren besorgten Fans die Frage stellend, ob und wie es nach diesen Bildern weitergeht.
Die Antwort darauf lässt am Premierenabend nicht lange auf sich warten: Spätestens mit ihrem Comeback-Hit "Can’t Get You Out Of My Head" verwandelt Minogue die Halle innerhalb von Sekunden in einen Backofen, mit den Armen rudernd wie eine Zeremonien-Meisterin vom anderen Stern.
Und da ist es wieder, dieses bestechende Lächeln, das in dieser Präzision sonst nur das nette Mädchen von nebenan hinbekommt - mit dem Unterschied, dass dieses hier souveräne Musiker und Tänzer hinter sich weiß. Auch wenn das aktuelle Studioalbum "X" kein Meilenstein ist: Live ist Kylie Minogue nach wie vor ein Phänomen und der zuckersüße Konsens, auf den sich alle einigen können, die auch nur entfernt ein Faible für Popmusik haben.
Das unterstreichen auch einige der neuen Songs, die live selbst Zweifler überzeugen: Der laszive Singlehit "Two Hearts" wird beim Refrain tausendfach mitgeheult, und zum erhaben stampfenden "Like A Drug" schwebt Kylie aus luftiger Höhe ein, in roter Robe auf einem meterhohen Chrom-Totenschädel sitzend, als habe sie beim Spazierengehen auf einer Parkbank Platz genommen - fragil, vergänglich und dennoch vor Energie, Ausstrahlung und Tatendrang strotzend.
Der schmachtende Disco-Song "The One" entfaltet sich live zu einer gegenseitigen Liebesbekundung: Im Rampenlicht steht jemand, der in den vergangenen Monaten Millionen Menschen bewegt und sensibilisiert hat. Das alleine zählt. In Paris hat Kylie Minogue einst ihre Chemo-Therapie durchgestanden, in Paris meldet sie sich jetzt mit ihrer neuen Show im Leben zurück.
Der Balladenblock nach der Pause ist ebenfalls perfekt inszeniert, aber nicht eine Sekunde lang aufgesetzt: "I Believe In You" lässt Kylie ihr Publikum mit sirenengleicher Stimme wissen, Pop-Prinzessin, globaler Sympathieträger, Vamp und Diva in einer Person, allerdings ohne so kühl und unnahbar zu wirken wie ihre vermeintlich große Schwester Madonna.
Den Flirt mit dem Publikum hat die 39-Jährige perfektioniert, und ihr Bühnenkleiderschrank dürfte die Ausmaße eines Hochseecontainers haben. Sexy Kostümwechsel sind nach wie vor Pflicht, und den Satz "Schatz, ich hab’ nichts anzuziehen", dürfte man von Kylie Minogue so schnell nicht zu hören bekommen. Die Fans belohnen die vielen kleinen, großen Momente der Show mit stehenden Ovationen, einmal mehr.