„Wir Schweden sind eher schüchtern“
Die Shout Out Louds sind mittlerweile weltweit unterwegs. Mit ihrem dritten Album haben sie sich vom schrägen Indie-Pop verabschiedet.
Noch so eine Schweden-Combo, die auszog, um die Welt zu erobern. Anlässlich der Veröffentlichung des dritten Studioalbums der Shout Out Louds äußert sich Frontmann Adam Olenius zu Flugangst, schlechten Hollywood-Komödien und dem Fluch, als Schweden mit Abba verglichen zu werden.
Adam Olenius: Ich bin fasziniert vom kreativen Prozess, dem "sich zu Tode arbeiten", der Erleichterung, wenn etwas fertig ist.
Olenius: Bestimmt. Aber was soll ich machen - ich habe halt jemanden aus Australien kennengelernt. Die neuen Songs sind dort unten in einem winzigen Zimmer entstanden - auf einer Akustikgitarre, einem Synthesizer und einem Laptop. Zum Aufnehmen sind wir dann gemeinsam nach Seattle geflogen.
Olenius: Im Flieger beruhige ich mich mit Alkohol oder nehme Pillen. Bislang habe ich noch keine Therapie in Anspruch nehmen müssen. Auch wenn ich die meiste Zeit außerhalb Schwedens verbringe, habe ich keine Angst, durch das viele Reisen den Spaß an der Musik zu verlieren.
Olenius: Ich würde sagen, das ist der Titel "Walls". Weil er diese Appetizer-Qualitäten hat, werden wir ihn auch verschenken. Das Album ist treppenartig angelegt. Jeder Song ist wie eine neue Stufe.
Olenius: Wir fühlen uns dazu jedenfalls nicht gezwungen. Ich persönlich halte es aber für eine gute Idee, das eine oder andere Lied gratis ins Netz zu stellen. Ich gehöre auch zu denen, die die Hoffnung nicht verloren haben, dass die Leute auch weiterhin Platten kaufen. Ein Titel, der nichts kostet, verbreitet sich im Netz in Windeseile. Mittlerweile haben wir Unterstützer auf der ganzen Welt. In Brasilien zum Beispiel kann man unsere physischen Tonträger gar nicht beziehungsweise nur in Import-Shops kaufen. Trotzdem haben wir dort bereits spielen dürfen.
Olenius: Das liegt natürlich vor allem an der universellen Sprache Englisch. Aber es hat auch etwas mit dem Umstand zu tun, dass wir sehr gefühlvolle Songs schreiben. Die emotionale Seite ist wahrscheinlich ausschlaggebend, wenn man Menschen erreichen will. Amerikaner sind natürlich anders als Europäer. Sie sind auf charmante Weise oberflächlich, während wir Schweden eher schüchtern sind.
Olenius: Ihr Einfluss auf uns ist eher indirekt. Ihre Songs pfeifen die Spatzen von den Dächern. Irgendwann kann man sie einfach nicht mehr hören. Aber sie klingen so, wie man sich perfekte handgemachte Popsongs vorstellt. Die Leute von Abba leben heute eher zurückgezogen, aber Björn Ulvaeus habe ich bei einer Popshow mal persönlich getroffen. Die Texte und Lieder stammen ja fast ausnahmslos von ihm.
Olenius: Ja, das merkt man schon bei unseren Konzerten da drüben. Ich muss aber gestehen, bislang noch keine dieser Serien gesehen zu haben. Wir achten heute genauer darauf, wofür unsere Songs verwendet werden. Den Film mit Ashton Kutcher und Cameron Diaz fand ich nämlich schrecklich. Viele Leute denken, wir gingen in den Hollywoodstudios ein und aus. In Wirklichkeit läuft es viel banaler ab: Man bekommt eine Anfrage per E-Mail - und das war’s.
Olenius: Die Leute dürfen uns nennen, wie sie wollen. Eine Zeitlang hatte ich die Nase voll von der viel beschworenen Indie-Szene in Schweden. Natürlich wollen wir noch mehr Leute erreichen, aber in kleinen Schritten. Das Ziel ist, mit jeder Platte besser zu werden.
Olenius: Ich finde es merkwürdig, wenn man nach sechs Monaten im Studio, in denen man nicht ein einziges Mal an The Cure gedacht hat, als Wiedergänger von Robert Smith bezeichnet wird. (lacht) Meine Stimme ist der seinen nun einmal sehr ähnlich. Aber soll ich mich deswegen operieren lassen? Als wir anfingen, wollte ich wie Neil Young klingen und hörte viel Dinosaur Jr. Ich glaube, Robert Smith liegt irgendwo dazwischen.