Parade der Kostbarkeiten
Schätze aus dem 20. Jahrhundert sind von Sonntag an in Wuppertal zu sehen. Viele Bilder sind pünktlich zur Schau zurückgekehrt.
Wuppertal. Als unspektakuläre Zwischenlösung mögen es eventhungrige Museumsbesucher abtun, doch die aktuelle Präsentation der Sammlung im Von der Heydt-Museum erweist sich als eine Parade der Kostbarkeiten und (Wieder-)Entdeckung lange vermisster Schätze des 20. Jahrhunderts. Da schaut einen Max Beckmanns Selbstbildnis als trauriger Clown eindringlich an, Ferdinand Hodlers „Verklärung“ leuchtet im schönsten Jugendstil, bei Ernst Ludwig Kirchners „Vier Badende“ glühen die Körper, Wassily Kandinskys „Dorfkirche in Riegsee“ bietet einen fröhlichen Anblick, wie sie dottergelb auf einem Felsen thront.
„Wir wollten unsere viel geliebten Bilder mal wieder zeigen“, sagt Museumsdirektor Gerhard Finckh (Foto: dpa) zur Ausstellung, und er hat sie so geplant, dass auch die bei Kollegen gefragtesten Stücke pünktlich wieder im Haus sind: „Franz Marcs ,Fuchs’ wird sehr oft angefragt“, sagt er. Und das Gemälde „An die Schönheit“ von Otto Dix, das den Maler mit Telefonhörer in der Hand in bohèmehafter Gesellschaft zeigt, sei „quasi ständig unterwegs, weil es zu so vielen Ausstellungsthemen passt: zur neuen Sachlichkeit, zu Otto Dix selbst natürlich, zum 20. Jahrhundert, zum Mann in der Kunst, zur Frau in der Kunst . . . “
Ein wenig stiefmütterlich ist ein Raum mit Skulpturen bestückt — allzu eng, um zu wirken. „Das Haus ist einfach viel zu klein“, sagt Gerhard Finckh — vor allem, wenn man den Bestand in Betracht zieht. 3000 bis 4000 Gemälde, 30 000 Papierarbeiten und 500 Skulpturen gehören dem Museum. Die Präsentation von Plänen für einen möglichen Umzug ins stillgelegte Schauspielhaus oder eine Erweiterung in umliegende Gebäude hat die Stadt nun auf Anfang Juni verschoben.
Neben den bekannten Größen kann Hausherr Finckh auch neue Werke vorzeigen. Denn das Museum steht zwar in einer finanziell schwer gebeutelten Stadt, hat aber dennoch über die Von der-Heydt- sowie die Robke-Stiftung die Möglichkeit, Werke zu erwerben, etwa ein bis zwei im Jahr. So konnten nicht nur einige der Hauptwerke des Bildhauers Karl Röhrig übernommen werden, es kamen auch das großformatige Werk „Hände“ von Cornelius Völker und Günter Weselers „Atemobjekte“ ins Museum. Der 83-jährige Künstler aus Düsseldorf hat die 13 Flokatipuschel, die unabhängig voneinander zu atmen scheinen, selbst installiert.
Fremd war den Wuppertalern zwischenzeitlich der Namensgeber ihres Museums. Um den Bankier und Kunstsammler Eduard von der Heydt hatte es vor einigen Jahren eine Debatte gegeben, wie nahe dieser dem NS-Regime gestanden hatte. Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums in Wuppertal, hat nun mit drei Kollegen ein stattliches Buch über von der Heydt geschrieben. Es belegt zum einen, dass dieser weder NS-Täter noch Mitläufer war. Er war am 1. April 1933 zwar in die NSDAP eingetreten, distanzierte sich aber bereits im Herbst 1933 von dem Regime und schaffte es einige Jahre später auch, wieder auszutreten. Zum anderen weisen die Autoren nach, wie von der Heydt schon damals mit strategischen Geschick Kunst und Kapitalanlage verknüpfte und eine Sammlung von 2500 Werken der Öffentlichkeit überließ.