Meinung Donald Trump macht die USA zur Provinz

Der Gedanke, dass es noch einen anderen Donald Trump gibt als den Wahlkämpfer, den wird kaum einer mehr haben nach dieser Antrittsrede. Es gibt nur den einen Donald Trump. Den, der auf der Klaviatur der Gefühle spielt.

Foto: Sergej Lepke

Den, der seinen Wählern genau das erzählt, was sie hören wollen. Den, der sich eindimensional auf sein Land konzentriert. Den, der die Mauern hochziehen und die USA abschotten wird. Es gibt ihn nicht, den Präsidenten Donald Trump, der Reife und Würde hat für dieses Amt. Der sein Land versöhnen wird und der eine Vision für die Welt da draußen hat.

Die Antrittsrede hat sämtliche Befürchtungen bestätigt. Aus Wahlkampfgetöse wird Politik. Keine ausgestreckte Hand für seine Kritiker oder Feinde, keine Worte der Versöhnung. Stattdessen eine schallende Ohrfeige für Barack Obama. Eine wütende, polemische Abrechnung mit der Politik der vergangenen acht Jahre, ein Rundumschlag gegen das Establishment. Amerika habe seinen Wohlstand verschleudert, andere reich gemacht, während viele Bürger im Land verarmt sind, sagt Trump. Damit soll Schluss sein. Ab sofort gilt: „America first“.

Freier Handel, das war einmal. Die Trump-Formel lautet: Protektionismus bringt Wohlstand. Dieser Trugschluss ist Amerika schon in den 1930er-Jahren nicht bekommen. Am Ende dürften sehr viele enttäuschte Hoffnungen stehen.

Mit seiner Rede hat Donald Trump auch die Führungsansprüche in der westlichen Welt aufgegeben. Der Präsident lässt keine Ambitionen erkennen, dort Maßstäbe zu setzen. Man werde sich mehr um die Probleme Amerikas kümmern und nicht um die Probleme in der Welt. Es offenbart sich der Rückzug der USA aus der internationalen Verantwortung. Egoismus statt Solidarität, das passt zum Charakter von Trump, ist aber eines Präsidenten nicht würdig.

Die Räume, die der 45. Präsident der Vereinigten Staaten mit dieser Haltung freimacht, die werden andere übernehmen. Das könnte man positiv sehen und von einer Chance sprechen, etwa für ein zusammenstehendes Europa. Doch die Gefahren weltweit dürften überwiegen.

Amerika wieder groß machen — mit diesem Wahlspruch ist Donald Trump angetreten. Das hat er auch am Freitag seinen Anhängern wieder versprochen. Mit dem, was er angekündigt hat, wird das Gegenteil eintreffen. Trump macht Amerika zur Provinz, unbedeutend in der Welt.