"Heute-Show" und Realsatire
Warum der Bundestag das Filmteam aussperren darf
Der Bundestag soll sich mal nicht zu bierernst nehmen. Was dort manchmal abgeht, ist Realsatire von einer Qualität, die auch die nun aus dem Parlament ausgesperrte „Heute-Show“ nicht immer erreicht. Die ritualisierten Zwischenrufe („hört, hört“), das Feilschen um Redezeiten, die inhaltlich nicht gefüllt werden, die Fragestunden, die keine sind, weil niemand wirklich antwortet.
Und von wegen, so das Argument der Bundestagsverwaltung gegen Oliver Welkes Drehantrag, das Parlament sei keine Event-Bühne. Wer sieht, wie hier alle die Kameras suchen, der wird den Verdacht nicht los, dass da 631 Menschen sitzen, für die das sehr wohl eine Bühne ist. Der Punkt ist nur: Es ist ihre Bühne.
Der Bundestag hat das Hausrecht, und da gibt es nichts zu deuteln. Zwar muss er die Öffentlichkeit zulassen, aber doch nur zum Zwecke des Zuschauens durch Bürgergruppen oder zum Zwecke des Berichtens. Der Bundestag muss nicht den Hintergrund abgeben für andere Zwecke. Nicht für Shows, und nicht für Ulknudeln, die den Leuten ein Mikrofon vor die Nase halten, um Witze zu machen.
Es zog ja auch schon mal ein Team durch die Toiletten und suchte auf den Toilettenbrillen nach Spuren von Koks-Linien. Ganz ehrlich gesagt ist das Parlament, so satirisch die Umstände gelegentlich auch sein mögen, doch zu wichtig, um es lächerlich zu machen. Auch kommt einem in den Sinn, dass wir so viele Demokratien nicht haben, die wir fertig machen könnten, und dass es woanders ganz schön viel Kraft — und manchmal sogar Tote — kostet, überhaupt eine zu bekommen. Jedenfalls muss der Bundestag nicht jeden Kakao auch noch trinken, durch den er gezogen werden soll. Die Ablehnung einer Drehgenehmigung für das Team der „Heute-Show“ geht also völlig in Ordnung. Auf die Pressefreiheit jedenfalls kann sich Welke nicht berufen.
Gleichwohl: Das Hausrecht ist eine Kann-Bestimmung. Man kann, man muss es nicht ausüben. Welke wird es nicht gerne hören, aber so schlimm ist seine „Heute-Show“ nun auch wieder nicht, um sie nicht ab und zu mal hineinzulassen. Zumal viele Politiker dort ausgesprochen gerne vorkommen. Also: Locker bleiben, Norbert Lammert!