Meinung Hoeneß und Kutschaty hätten besser geschwiegen

Über das Unrechtsbewusstsein des Uli Hoeneß ist zu gegebener Zeit an dieser Stelle schon viel gesagt worden. Unter dem Strich kam dabei heraus: er hat keines. Das hat deralte und neue Patron des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München im Steuerparadies Liechtenstein noch einmal nachhaltig nachgewiesen.

Olaf Kupfer.

Foto: Sergej Lepke

Mit einer Chuzpe, die nur noch jene verwundern kann, die in Hoeneß einen reumütigen Sünder vermutet haben, auf dessen bedauerlichen Fehltritt eine völlig unverhältnismäßige Strafe folgte. Ihnen hat Hoeneß dann doch noch einmal aus Liechtenstein mit Anlauf vor das Schienbein getreten. Es gilt die Kinderregel mit der Herdplatte: Schmerz lässt nachdenken.

Dass Hoeneß mit derlei Äußerungen auch den FC Bayern lächerlich macht, wird vielleicht ihm nicht klar sein, muss aber dem Aufsichtsrat schwanen, der den 65-Jährigen ohne Vorbehalt nach dessen Gefängnisstrafe nicht nur wieder in das Präsidentenamt gehievt, sondern ihn auch zum Chef im Aufsichtsrat gemacht hat. Spätestens jetzt ist klar, dass dieser Vorgang eine Farce war — und den Verein Glaubwürdigkeit kostet. Bedenklich auch für den Verein selbst, dass redliche Größen der Branche wie Philipp Lahm oder Max Eberl durch das Machtbewusstseins eines deutlich angeschlagenen Präsidenten auf einen Job beim Primus FC Bayern verzichtet haben. Es ist abzusehen, dass der Club mit dem heutigen Uli Hoeneß mittelfristig gegen die Wand läuft, wenn man ihn gewähren lässt. Innerhalb des Vereins sollen das die ersten inzwischen bemerkt haben.

Dass der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) sich im Boulevard dazu hat hinreißen lassen, die Bewährung des Bayern-Präsidenten durchaus populistisch in Frage zu stellen, muss man dem Endspurt im Wahlkampf zuschreiben, aber nicht gutheißen: Kutschaty kämpft im Wahlkreis 65 (Essen I — Mülheim II) auch gegen den Ex-SPD-Mann Guido Reil, der für die AfD viele Stimmen abzugreifen droht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.