Jäger und Gejagte: NRW-Umweltministerin Heinen-Esser steht unter Druck

Meinung | Wuppertal · Wuppertaler Frauen-Union springt für die Ministerin in die Bresche. Und schießt dabei über das Ziel hinaus.

Ursula Heinen-Esser (CDU), Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, steht unter Druck

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Das Spiel zwischen Regierung und Opposition unterliegt im Grunde ständiger Wiederholung. Ist Wahlzeit, gehen beide grob miteinander um. Apparate und Berater der Opposition suchen dann Lücken, in die sie stoßen können, Fehler, die Jobs und Regierungen kosten sollen – oder mindestens den Wähler zum Nachdenken anregen mögen. 2017 war das in NRW so, als der NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) durch die Untersuchungsausschüsse zur Kölner Silvesternacht und zum Fall des Berliner Attentäters Anis Amri und dessen NRW-Ausläufer gejagt wurde. Tenor: Jäger kann es nicht, niemand ist in NRW mehr sicher. Die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hielt seinerzeit gegen fast alle eigenen Berater am Duisburger fest. Kurz danach war sie ihren Regierungsjob los. Nicht nur, aber auch wegen eines angeschossenen Jägers, der in den Abschlussberichten weitgehend rehabilitiert wurde. Aber da gab es längst eine neue Regierung ohne die SPD.

Jetzt ist Ursula Heinen-Esser die Gejagte. Und Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wird sich von allerhand Beratern die Frage stellen lassen müssen, ob es sich wenige Wochen vor der nächsten Landtagswahl am 15. Mai lohnt, an einer Umweltministerin festzuhalten, die es – wohl aus familiären Gründen – im Nachgang einer Jahrhundertflut in ihrem originären Geschäftsbereich vorgezogen hat, von Mallorca zu arbeiten, statt Präsenz in den Notstandsgebieten zu zeigen. Immerhin steht es auch für Wüst Spitz auf Knopf im Wahlkampf gegen seinen Herausforderer Thomas Kutschaty (SPD).

Da können Personalfragen schon mal zu Kosten-Nutzen-Rechnungen mutieren. Kraft hatte das seinerzeit nicht zugelassen. Die Wuppertaler Frauen-Union hat – wie wir auf der Seite „Hier und Heute“ berichten – aus dieser Affäre um die NRW-Umweltministerin jetzt eine Frage nach der „Gleichberechtigung von Frauen“ und der „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ gemacht. Was – mindestens so viel ist in diesem Fall sicher – angesichts der Dimension der Katastrophe ein eher unpassender Versuch der Unterstützung ist. Denn: Eine Ministerin in Krisenzeiten ist beileibe keine „normale“ Arbeitnehmerin.