Meinung Keine Posten vor der Wahl
Wenn Armin Laschet am 27. Juni zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gewählt wird, dann wohl auch, weil er vorher noch kaum einen Posten verteilt haben wird. Der Mann aus Aachen ist gut beraten, sich potenzielle Feinde in der eigenen Fraktion nicht zu früh zu machen —, wo doch der ein oder die andere schon bald unberücksichtigt bleiben wird.
Mit einer Ein-Stimmen-Mehrheit im Parlament ist nicht zu spaßen, das gilt auch für Laschets Wahl. Wer dann frustriert abweicht, würde zum Königsmörder. Umso verständlicher wird, dass derzeit nicht viel mehr durchsickert als das, was wahrscheinlich ist: Dass Karl-Josef Laumann das CDU-Gewissen für Arbeit und Gesundheit wird und die fleißige Ina Scharrenbach vermutlich bald Familienministerin ist. Und sonst? Spekulationen. Ein Innenminister Bodo Löttgen? Ein Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart? Ein Finanzminister Lutz Lienenkämper? Möglich. Aber nicht sicher.
Selbst Jürgen Rüttgers, von 2005 bis 2010 Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, verfuhr 2005 auf die gleiche Art, obwohl er seinerzeit mit einer Regierungsmehrheit von 14 Stimmen zur eigenen Wahl schritt. Bei seiner Inthronisierung zum ersten Mann im NRW-Staate waren ihm mindestens zwei Abgeordnete aus dem Regierungslager untreu — ein Makel, der Laschet zwölf Jahre später weit ärger in Bedrängnis bringen würde.
Auch, weil die Fraktionschefs von CDU und FDP um diese labile Konstellation wissen, lesen sich die Koalitionsverhandlungen weitgehend konfliktfrei. Die CDU verhindert dabei allzeit den Eindruck zu erwecken, man könne die Liberalen leichterdings überfahren. Es gilt die erste Regel: Zu diesem Zeitpunkt sollte man sich keine Feinde machen. Mit einem eher ausgleichenden Moderationsstil neigt Laschet dazu ohnehin weniger. Es dürfte ihm zugute kommen.