Meinung Mission Groschek gelungen

Es sieht so aus, als könnte der SPD der Spagat gelingen, die Aufarbeitung der Niederlage und die Aufstellung für den Bundestagswahlkampf in NRW gleichzeitig zu bewältigen. Nun sind 85,89 Prozent für Mike Groschek als Nachfolger von Hannelore Kraft sicher weit von einem Traumergebnis entfernt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Andererseits: Als Armin Laschet 2012 die Nachfolge des krachend gescheiterten Norbert Röttgen antrat, bekam er dazu in der NRW-CDU nur eine Zustimmung von 80,3 Prozent. Und auch Laschet war damals wie Groschek jetzt Minister einer abgewählten Regierung.

Wie die Geschichte lehrt, kann man von dieser Basis aus innerhalb eines halben Jahrzehnts Ministerpräsident werden. Insofern: Alles okay bei der NRW-SPD, die den glaubwürdigen Willen demonstriert, sich weder in Selbstzerfleischung zu ergehen noch allzu viel Denkmalschutz für ihre Ex-Anführerin gelten zu lassen. Deren Art des Totalrückzugs wird von etlichen Genossen inzwischen als Stillosigkeit gewertet.

Was der NRW-SPD mehr Sorgen bereiten muss, ist die Wahlkampf-Aufstellung ihres Kanzlerkandidaten, der beim Programmparteitag der Sozialdemokraten am 25. Juni in Dortmund endlich liefern muss. Sein Auftritt in Duisburg ließ erneut daran zweifeln, dass er das inzwischen verstanden hat. Er lese da, so Schulz, dass er sich auf den Dörfern abrackere, aber die Kanzlerin währenddessen große Politik mache. Ein G7-Treffen schaffe jedoch keine Kita-Plätze und die weltpolitische Lage keine Arbeitsplätze, erklärte der Kandidat. Die Partei beklatschte das, doch ahnen inzwischen nicht wenige, dass im Boom-Land Deutschland (faktische Vollbeschäftigung, beste Wirtschaftsdaten, letzte westliche Führungsmacht) das Arrangement der sozialen Dekoration auf der gesellschaftlichen Torte nicht das wahlbestimmende Thema sein wird. Der Schulz-Zug ist weiter aus der Spur. Es reicht nicht, der Landespartei am Ende des Parteitags „Auf zum Kampf!“ zuzurufen. Man muss sagen, wofür.