Meinung Kommentar: Smarte Verkehrslösungen gegen Abbiegeunfälle

Meinung · Fahrrad- und Lkw-Lobby fordern in einem gemeinsamen Positionspapier Lösungen für die tödlichen Abbiegeunfälle. Gute Vorschläge sind dabei.

Juliane Kinast

Foto: Judith Michaelis

Lob hört Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer dieser Tage nicht übermäßig. Deshalb sei gesagt: Was den politischen Druck auf eine schnelle Einführung verpflichtender Abbiegeassistenten an Lkw angeht, kann man ihm tatsächlich nichts vorwerfen. Er wirbt und fördert im eigenen Land, er fordert in Brüssel. Viel mehr geht wohl nicht.

Allein schon das Engagement des Bundes, die dadurch angestoßene Debatte und die erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema dürften 2019 zu einer leichten Entspannung bei den Unfallzahlen geführt haben, räumen auch ADFC und der Logistikverband BGL ein. Aber ist der Abbiegeassistent der Weisheit einziger Schluss gegen tödliche Abbiegeunfälle? Wohl kaum.

Tatsächlich ist der wohl sinnvollste Vorschlag, der jetzt auf dem Tisch liegt, jener, Verkehrsströme voneinander zu trennen – und das am besten mit einer echten Barriere statt etwas Farbe auf dem Asphalt. Ist das kurzfristig umsetzbar? Nein. Dennoch: Solche Ideen für sichere Verkehrsflüsse von morgen müssen bei jedem künftigen Kreuzungsum- oder -neubau mitgedacht werden; der Anstoß ist deshalb wichtig. Vergleichsweise simpel machbar sind getrennte Grünphasen – viele Städte praktizieren das schon: Die Fahrradampel springt ein paar Sekunden früher auf Grün und lässt die Radler so raus aus dem wartenden Blechpulk. Ein Modell für sicher noch viel mehr Ampelanlagen in NRW und Deutschland.

Doch bei all diesen smarten Verkehrslösungen wird es ohne etwas mehr gegenseitige Rücksichtnahme und die Annahme, dass der andere auch mal Fehler machen kann, nicht gehen. Auch nicht auf einem fein vom Kfz-Verkehr abgetrennten Radweg, auf dem sich dann eine zunehmende Menge Radler bedrängelt. Auch schwere Unfälle zwischen ihnen und Fußgängern auf kombinierten Geh- und Radwegen gibt es längst. Städtebau und Politik können nicht alles retten.