Meinung Coronavirus in NRW - Eindämmen ja, Panik nein
Meinung · Der Fall aus dem Kreis Heinsberg zeigt: Das Coronavirus ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Dennoch ist es richtig, das zu versuchen.
Was sagt uns der Fall Gangelt über die Ausbreitung des Coronavirus? Vermutlich – und zunächst ist es explizit nur eine Vermutung – dass sie nicht mehr zu stoppen ist. Zwei Menschen sind erkrankt, die nicht in China oder Italien waren. Sie müssen sich hier bei uns angesteckt haben. Bei irgendwem, der womöglich einen milderen Krankheitsverlauf hat und ohne jeglichen Corona-Verdacht sein Leben lebt, Menschen begegnet, berührt, vielleicht anhustet – und der dann schon längst weitere Infizierte produziert hätte, die den Erreger ihrerseits weitertragen.
Es ist bizarr, aber die einzige Chance, Corona unter Kontrolle zu bringen, lag wohl in China – einem Land, das ganze Regionen abriegeln, Ausgangssperren verhängen kann. Einmal angekommen in unserer offenen, mobilen westlichen Gesellschaft ist das fast unmöglich. Das zeigt der Fall des infizierten Paares, welches während der Erkrankung arbeitete, Veranstaltungen besuchte, möglicherweise eine Landesgrenze überschritt.
Müssen wir deshalb jetzt in Panik verfallen? Nein, da sind sich die politisch Verantwortlichen und die medizinischen Fachleute einig. Das Coronavirus ist keine Spanische Grippe oder Ebola. Zumindest bislang nicht. Diese Feststellung indes lässt keinesfalls den Umkehrschluss zu, die Behörden sollten ihre Eindämmungsversuche abbrechen und der Krankheit ihren Lauf lassen. Denn Fakt ist: Für Menschen mit Vorerkrankungen – auch das beweist der aktuelle NRW-Fall –, für alte Menschen, vielleicht auch für Schwangere und deren ungeborene Kinder ist der Virus gefährlich. Sie zu schützen, ist eine gesellschaftliche Pflicht. Und allen, die noch immer ätzen, die Influenza sei Jahr für Jahr mindestens ebenso tödlich wie das Coronavirus bisher: Wäre es dann nicht wunderbar gewesen, hätte man die Influenza während ihrer Entstehung vor Jahrhunderten eindämmen und damit diese alljährlichen Opfer bis heute verhindern können?