Neue Gewerbegebiete allein reichen nicht

Die Idee ist richtig gut: Krefeld und Meerbusch wollen gemeinsam Firmen anlocken. Statt nur den eigenen Kirchturm im Blick zu haben, planen die beiden Kommunen ein gemeinsames Gewerbegebiet. Kosten und künftige Steuereinnahmen sollen 50/50 verteilt werden.

Ein gutes Konzept. Aber müssen es 121 Hektar sein? Ist es sinnvoll, besten rheinischen Ackerboden in dieser gigantischen Größe zu opfern, weil sich dort irgendwann Firmen ansiedeln könnten?

Wer diese Fragen beantworten möchte, muss die wirtschaftliche Lage in NRW insgesamt im Blick haben. Denn da sieht es düster aus. Während das Sozialprodukt in Deutschland 2015 um real 1,7 Prozent zulegen konnte, gab es an Rhein und Ruhr Nullwachstum. Zum sechsten Mal in Folge hat sich NRW damit schlechter entwickelt als Deutschland insgesamt. Nicht zuletzt deshalb kommt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nicht aus der Defensive heraus. Seit sie im Amt ist, verliert NRW ökonomisch an Boden. Und das soll sich ändern. Krafts Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) hat dafür zu sorgen, dass genügend attraktive Flächen vorhanden sind, wenn Unternehmen ihre Zelte in NRW aufschlagen wollen. Insofern stehen Staatskanzlei und Bezirksregierung ohne jede Einschränkung zum geplanten Gewerbegebiet entlang der A44. Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) wird in der Landesregierung den Kürzeren ziehen, falls sein Naturschutzgesetz oder andere Pläne aus seinem Haus den Bedürfnissen der Wirtschaft zu sehr zuwiderlaufen.

Trotzdem: Das von Krefeld und Meerbusch geplante Gewerbeareal ist mit der Größe von etwa 170 Fußballfeldern überdimensioniert. Ein solcher Flächenverbrauch müsste dann nicht sein, wenn es in den Kommunen einen größeren Ehrgeiz gäbe, ehemalige Industriegelände wieder nutzbar zu machen. Das kostet Zeit und Geld, weil oft Altlasten beseitigt werden müssen. Hier ist das Land in der Pflicht, den Städten gezielt zu helfen, statt es zuzulassen, Fabrikgebäude auf Ackerböden zu errichten. Außerdem: Die Wirtschaft in NRW lahmt vor allem deshalb, weil die Investitionsquote zu gering ist und weil die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weit unter dem Durchschnitt liegen. Beide Probleme lassen sich durch neue Gewerbegebiete nicht unbedingt lösen. Innovationen sind auch auf den vorhandenen Flächen möglich, wenn der Standort NRW ansonsten stimmt.