Meinung Nordkorea und USA: Krieg der Worte

Am Sonntag war das Thema eigentlich schon vom Tisch: Der Uno-Sicherheitsrat verabschiedete neue und harte Sanktionen gegen Nordkorea — mit den seltenen Ja-Stimmen von Russland und China.

Foto: Sergej Lepke

Die Weltgemeinschaft hatte dem Diktator Kim Jong Un gezeigt, dass er mit seinen Raketentests eine rote Linie überschritten hat. Nichts wäre leichter gewesen, als die Wirkung dieser richtigen Entscheidung in Ruhe abzuwarten. Doch was macht US-Präsident Donald Trump? Während des Urlaubs in seinem Golfclub in New Jersey polterte er von allen guten Geistern verlassen los und drohte Nordkorea mit „Feuer und Wut, wie sie die Welt noch nie gesehen hat“. Die Antwort aus Pjöngjang auf diese apokalyptische Warnung folgte rasch. Die Streitkräfte zögen jetzt einen Angriff auf die US-Pazifikinsel Guam in Erwägung. Der Krieg der Worte eskaliert — eine Entwicklung, die ebenso gefährlich wie unnötig ist.

Trump benutzt eine provozierende Rhetorik, die der Sprache von Kim Jong Un sehr ähnlich ist. Zwei Heißsporne auf Kollisionskurs. Die Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung scheint plötzlich wieder sehr real. Dass der US-Präsident seine Drohung mit dem Generalstab oder seinem Außenministerium abgestimmt hat, ist wenig wahrscheinlich. Ganz sicher nicht eingebunden waren die Alliierten, Russland und China. Der Mann hat Ferien und wollte einfach noch mal raushauen, wer die Macht hat auf dieser Welt. Nie zuvor war jemand ungeeigneter, Befehlshaber der gewaltigen US-Atomstreitmacht zu sein.

Ob Nordkorea tatsächlich in der Lage ist, die USA mit einer Atomrakete zu bedrohen, ist ungewiss. Ebenso erschließt sich nicht, welche Absichten Kim Jong Un mit seiner aggressiven Strategie verfolgt. Klar ist dagegen, dass der Rest der Welt den Expansionsdrang dieses Mannes nicht hinnehmen kann. Um Nordkorea in die Schranken zu weisen, muss jene Macht gewonnen werden, die in der Region mit Abstand den größten Einfluss hat — China. Auch Peking hat kein Interesse an kriegerischen Auseinandersetzungen an seiner Landesgrenze. Doch wer kann in dieser Sache auf Augenhöhe mit China kooperieren? Die Russen haben daran kein Interesse, den Europäern fehlt die politische und militärische Potenz. Bleiben also nur die Vereinigten Staaten. Doch die werden von einem Mann regiert, der im Wahlkampf 2016 gesagt haben soll: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie dann nicht ein?“ Es ist zum Fürchten.