Ohne „Basta“ geht es besser
Angela Merkel macht alles richtig. Ihr zurückhaltender Führungsstil der vergangenen Monate passt exakt zu einer christlichen Partei. Und ihr Konzept für die Zukunft ist zwar nicht besonders originell, aber die CDU findet es in ihrer Mehrheit richtig.
So einfach lässt sich das Ergebnis der zweitägigen Vorstandsklausur auf den Punkt bringen. Doch Betrachter reiben sich erstaunt die Augen.
War da nicht das große Grummeln in der Union? Begehrten nicht am vergangenen Wochenende Landesfürsten auf? Gar von Rebellion war zu hören. Und jetzt ist alles schon wieder vorbei? Was angesichts des vorhergehenden Donners verblüfft.
Denn eigentlich ist nach den zwei Tagen nicht viel anders geworden. Wir haben weder die von Kritikern geforderten klaren Machtworte - von "Basta"-Rufen ganz zu schweigen - der Kanzlerin gehört noch berauschende Visionen vernommen. Dass Merkel am Einstieg in die Steuerreform festhalten will, hohes Augenmerk auf Familie und Bildung legt, überrascht nicht. Und dennoch hat sie es offenbar geschafft, die CDU wieder geschlossener hinter sich zu sammeln. Woran mag das liegen?
Ein Grund kann die parteiinterne Erkenntnis sein, dass das vielgeschmähte Wahlergebnis vom 27. September mit 33,8 Prozent so schlecht auch wieder nicht ist. Detailbetrachtungen zum Verhalten besonders interessanter Wählerschichten könnten die Union in dieser Ansicht bestätigt haben. Vor allem verdeutlichen die Umfragen der vergangenen Tage, dass wohl tatsächlich viele CDU-Sympathisanten aus taktischen Gründen der FDP zu ihrem Rekordergebnis verhalfen.
Jetzt setzt Angela Merkel auf die Gegenbewegung: Sie will im FDP-Lager Stimmen fischen. Verbunden sein soll das mit einem Kurs der allseitigen Öffnung. Vereinfacht: Sie hofft, dass ihr die konservativen Stammwähler sicher sind, so dass sie vehement um Sympathisanten der FDP, der Grünen und bevorzugt auch der SPD werben will. Beim Kampf um das linke Lager spielen sicherlich die Wünsche von NRW-Ministerpräsident Rüttgers eine Rolle. Er muss im Mai die Landtagswahl gewinnen. Das gelingt am besten mit einer breit aufgestellten Volkspartei. Das hohe Risiko: Wer sich zu weit nach allen Seiten öffnet, droht Profil zu verlieren.