MEinung Wo ist Lukas der Lokführer?

Das Problem von Durchschnittswerten ist immer: Die Wirklichkeit treffen sie eigentlich nie. Wer in Solingen mal wieder genervt auf den Regionalexpress 7 wartet, dem hilft nicht, dass die Pünktlichkeit der RE-Bahnen NRW-weit zugenommen hat.

Foto: Sergej Lepke

Und wer sich zur Hauptverkehrszeit in eine überfüllte Bahn quetscht, der mag sich auch nicht so recht über wachsende Fahrgastzahlen in den Korridoren zwischen Köln und Düsseldorf oder Düsseldorf und Duisburg freuen.

Zumal die Perspektiven im Schienennahverkehr auf fatale Weise denen des Individualverkehrs auf den Straßen gleichen. Irgendwann in fernen RRX-Zeiten soll alles besser werden. Davor wird durch eine Vielzahl von Baustellen erst mal alles schlechter.

Wuppertal ist mit seiner derzeitigen Komplettabkoppelung vom Bahnverkehr nur ein Extrembeispiel. Brückensanierungen, Erneuerungen von Gleisen und Weichen sowie die Neubauprojekte werden künftig verstärkt Streckensperrungen erfordern und Fahrplanverzögerungen hervorrufen. Allein bis 2019 stellt der Qualitätsbericht für den Schienennahverkehr eine stetig zunehmende Bautätigkeit im Streckennetz in Aussicht.

Da tut es besonders weh, wenn diese vorhersehbaren Verspätungen und Zugausfälle von unvorhersehbaren begleitet werden — hervorgerufen durch fehlendes Personal. Lokführer, früher mal angeblich einer der Traumberufe in den deutschen Kinderzimmern, sind Mangelware. Schon gibt es Beispiele, wo Betriebe es abgelehnt haben, in ihren laufenden Vertrag weitere Züge aufzunehmen, obwohl das Geld für deren Anschaffung vorhanden wäre. Sie seien schlicht nicht zu besetzen.

In Sachen Personalgewinnung haben die Unternehmen also dringenden Nachholbedarf — und wohl auch beim Gehaltsniveau. Sonst bleiben all die schönen Pläne für ein leistungsfähiges Schienennetz schon allein deshalb auf der Strecke, weil niemand mehr Lukas der Lokomotivführer werden will.