Geburtstag Mister Anrath wird 90 Jahre alt

Anrath. · Bis heute setzt Peter Enger sich in unzähligen Ehrenämtern für Anrath ein.

Der Anrather Peter Enger wird am 6. Dezember 90 Jahre alt.

Foto: Willi Schöfer

All seine Verdienste und die vielen Ehrenämter aufzuzählen, ist fast unmöglich. Der Ur-Anrather Peter Enger hat sich immer – nicht nur im Bürgerverein – für seine Heimat mit seiner wechselvollen Geschichte eingesetzt. Noch heute greift der 89-Jährige zum Pinsel, sind seine Aquarelle ein Streifzug von Besonderheiten seines Stadtteils; moderne Farbspiele kann er aber auch. Am Nikolaustag feiert der Meister des Schriftsetzens, des Buchdrucks und der „Historie“ seinen 90. Geburtstag.

Der Jubilar und langjährige Verlagsleiter, der viele Jahre als CDU-Mitglied dem Gemeinde-, Stadtrat und Kreistag angehörte, hatte überall seine „Finger im Spiel“, war mit- oder hauptverantwortlich dafür, dass 1969 der Anrather Bürgerverein aus seinem „Dornröschenschlaf“ erwachte (Enger war dann 20 Jahre der Vorsitzende, ist seit langem Ehrenvorsitzender), war Gründer der Anrather Heimatbriefe mitsamt der Heimatbücher, setzte sich für den Karneval genauso ein wie für den Anrather Frauenchor oder für die Mundart. Er gehörte 1947 zu den Mitgründern des Anrather Tennisclubs Rot-Weiß. Hinzu kamen weitere Ehrenämter, beispielsweise als Schöffe oder Schiedsmann. Noch heute ist Peter Enger aktiver Mitarbeiter beim „Weißen Ring“ und leistet nach wie vor Opferhilfe und -schutz. Schreiben kann der Jubilar nach wie vor: Erst kürzlich erinnerte er im Anrather Heimatbuch 2019 an die Kinderspiele von anno dazumal, vom „Reifen laufen“ bis zu den „Knallbüchsen“ oder dem Kartoffelfeuer.

„Macht bloß nicht soviel Aufhebens von mir“, gibt sich Peter Enger zurückhaltend. Mit dabei ist seine Ehefrau Christel, die er einst im Tanzkursus Teuwen kennenlernte und mit der er seit über 66 Jahren verheiratet ist. Sein runder Geburtstag wird am Abend des 6. Dezember im kleinen Kreis bei Schmitz-Mönk gefeiert – unter anderem mit den Familien seiner drei Töchter Margret, Petra und Sabine. Sieben Enkel beziehungsweise Urenkel gehören neben den Ehepartnern dazu.

„Man braucht Aufgaben, um zu leben. Es geht nicht darum, wie alt man ist, sondern wie man alt ist“ – dies eine Lebensweisheit von ihm. Der vitale Senior erlebte als 16-jähriger Jugendlicher den grausamen Zweiten Weltkrieg aktiv mit, war aber immer, wie seine Familie, ein Gegner des Nazi-Regimes. Acht Tage vor der Kapitulation war Enger der zehnte Heimkehrer in seinem Geburtsdorf Anrath.

Er ließ sich zum Schriftsetzer und Buchdrucker ausbilden, trat mit Franz Leven 1952 in die CDU ein, machte vor 60 Jahren erfolgreich seine beiden Meisterprüfungen. Peter Enger war viele Jahrzehnte mit seinem Verlagshaus, erst in Fischeln dann in Anrath, selbstständig, gab Zeitschriften und Wochenblätter heraus. Im Alter von 68 Jahren übergab er die Druckerei an seinen Sohn, der inzwischen schon verstorbenen ist. Später erfuhr er, dass der Sohn der Scientology-Sekte angehörte und in unlautere Geschäfte verwickelt war. Jedenfalls war dies das Ende des einst großen Verlagshauses.

Peter Enger sieht immer noch kritisch, dass die Altgemeinde Anrath durch die kommunale Neugliederung 1970 ihre Selbstständigkeit verlor.schö