Nettetal 30 frisch ausgebildete Helfer pflegen die Biotope
Nettetal · Die Biologische Station Krickenbecker Seen hat einen Schwung Helfer ausgebildet: 30 Ehrenamtliche werden dort in Zukunft als Biotoppfleger mitarbeiten.
„Wenn ich bei anderen Naturstationen erzähle, dass wir über 30 Teilnehmer im Lehrgang hatten, werden alle neidisch“, sagt Manuel Püttmanns, Geschäftsführer der Biologischen Station Krickenbecker Seen (BSKS). Im Kreis Viersen gibt es einige Naturschutzgebiete mit wertvollen Lebensräumen, sogenannte Biotope. Viele Schutz- und Pflegemaßnahmen müssen dort von Hand durchgeführt werden. Weil dafür Ehrenamtler gebraucht werden, hat die BSKS im Frühjahr das vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) geförderte Projekt „Aktiv für die Natur – gemeinsam Biotope erhalten“ gestartet.
Nach rund neunmonatiger theoretischer und praktischer Ausbildung konnte die Leiterin der Ausbildung, Anja Neuber, allen 33 Beteiligten im Alter von 25 bis 75 Jahren, Rentner, Berufstätige und Studenten, ihre Teilnahmebescheinigungen als Ehrenamtliche Biotoppfleger aushändigen. „Wir waren freudig überrascht, als sich im März so viele ehrenamtlich Interessierte meldeten. Und alle haben die Lehrgänge durchgehalten“, freut sich Neuber.
Im Rahmen einer kleinen Feier ging Neuber in einem Vortrag auf die vergangenen neun Monate ein. Angefangen wurde im März mit einer Theorie-Grundschulung, damit allen klar wurde, warum diese Pflegemaßnahmen notwendig sind. Die Teilnehmer erfuhren, was besonders schützenswert ist, und sie lernten diese Räume kennen. Dem folgten zahlreiche praktische Einsätze im Brachter Wald, in der Wankumer Heide, in den Heidemooren, an den Netteseen oder bei der Pflege der Wanderwege. Viele Einsätze betrafen die Beseitigung des invasiven, bis zu vier Meter hoch wachsenden Sachalin-Staudenknöterichs, auch Japanischer Staudenknöterich genannt. Aber auch die Pflege der Binnendünen im Brachter Wald war ein Schwerpunkt. Dieser Lebensraum ist in NRW sehr selten und in der gesamten EU besonders schützenswert.
Die Ausbildung war auch körperlich fordernd, vielfach musste mit Spaten und Hacke gearbeitet werden. „Die Mitarbeiter der BSKS haben ihr Wissen eingebracht und an die Ehrenamtlichen weitergegeben“, so Neuber stolz. „Sie haben für jede Praxisschulung Steckbriefe der einzelnen Bereiche zusammengestellt, was an dieser Stelle schädlich ist und wie man die Flächen am besten bearbeitet.“ Wie intensiv die Teilnehmer die Ausbildung unterstützten, zeigte sich zum Beispiel daran, dass eigene Hacken oder Schubkarren mitgebracht wurden und dass ein Spender zukünftig Schubkarren stiften will. Insbesondere die bis zu 2,5 Meter langen Rhizome (meist unterirdisch wachsender Erdspross oder Wurzelstock) der Staudenknöteriche machten viel Arbeit. Mit Spaten und Hacke sowie einem sogenannten Wurzelstecher wurde möglichst viel der schädlichen Art entnommen. „Wir wissen, dass er nachwächst, doch hoffen, dass wir in etwa zehn Jahren dauerhaften Erfolg haben“, erklärt Neufert.
Über die Motivation zum Mitmachen erzählt der Teilnehmer Klaus Peschel: „Nachdem ich in Rente ging, wollte ich etwas Sinnvolles mit meiner Freizeit anfangen. Ich bin gerne in der Natur unterwegs und wollte ihr etwas zurückgeben.“ Und er ist gerne mit Menschen zusammen. Die Anfrage der BSKS war da genau das Richtige für ihn. Die Gruppe wuchs schnell zusammen und es zeigte sich, dass mit vielen Mitarbeitern auch schnell eine größere Fläche bearbeitet werden kann.
Auch Moana Ritterbecks aus Heinsberg, Studentin der Landschaftsökologie in Münster, von wo sie stets zu den Lehrgängen anreiste, war von der Teilnahme angetan: „Ich habe das Angebot in der Programm-Übersicht der Station gesehen. Da es ideal als Praxis zu meinem Studium passte, habe ich gerne mitgemacht. Es war eine gute Erfahrung.“ Und der 75-jährige Ludwig Camagic meint: „Ich habe von Kindheit an großes Interesse an der Natur. Momentan bin ich viel mit meinem Hund hier in der Gegend unterwegs. Ich genieße die Zusammenarbeit in der Gruppe, und abends ist man stolz, was man geschafft hat.“