Auftakt beim Aeolus-Bläserwettbewerb Karrieren brauchen langen Atem

Düsseldorf · Musiker aus vielen Ländern treffen sich beim Aeolus-Bläserwettbewerb in der Robert-Schumann-Hochschule. Im Fach Querflöte treten zwei Schwestern aus Moskau gegeneinander an.

Svetlana (l.) und Olga Marenkova nehmen im Fach Querflöte am Wettbewerb teil.

Foto: RSH/Susanne Diesner

Vorhang auf, Bühne frei – wer jemals einen Musikwettbewerb erlebt hat, kann sich die angespannte Stimmung beim diesjährigen Aeolus-Bläserwettbewerb lebhaft vorstellen. An der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule präsentieren bis Sonntag 89 junge Musiker aus 30 Ländern ihr Können. In diesem Jahr ist der Wettbewerb für Fagott, Flöte und Klarinette ausgeschrieben. Die hochrangige Jury steht in der Verantwortung, die nächste Generation internationaler Musikerinnen und Musiker von Rang und Namen im Rahmen öffentlicher Wertungsspiele zu beurteilen.

Der Wettbewerb gliedert sich in drei aufeinander aufbauende Durchgänge mit Pflichtprogramm. Hier wird das Programm vom Veranstalter vorgegeben, es gibt nur marginale Auswahlmöglichkeiten. In der Jury erwarten die Teilnehmer renommierte Experten. Sowohl bekannte Dirigenten wie Mark Rohde, Generalmusikdirektor der Mecklenburger Staatskapelle, als auch Solisten wie der in Freiburg lehrende Klarinettist Kilian Herold, der selbst als Kammermusiker und bei zeitgenössischem Repertoires eine hohe Expertise aufweist, verschaffen sich einen Eindruck der Teilnehmer. Mit dabei ist auch ein famoser Routinier seines Instruments: der norwegische Fagottist Dag Jensen. Er war auch im Aeolus-Gründungsjahr dabei. Alle haben selbst in jungen Jahren Wettbewerbe absolviert, sie wissen, wie sich Lampenfieber anfühlen kann.

Erster Wettbewerbstag im Partika-Saal der Musikhochschule – freier Eintritt. Interessierte Zuhörer haben sich eingefunden, die Jury hat ihre Plätze eingenommen. Zunächst betritt der griechische Klarinettist Georgis Karagkounis die Bühne, das Gemurmel verstummt. Virtuos interpretiert er eine Bearbeitung von Sarasates „Carmen-Fantasie“ (nach Bizets Oper). Dynamische Kontraste gelingen ihm professionell. Das Publikum ist hingerissen.

Nächster Auftritt: Filipp Sozdatelev aus Russland. Seine Interpretation hat er gut einstudiert, virtuose Stellen lassen ihn unbeeindruckt. Gleichwohl springt der Funke zum Publikum nicht über. Dann der Spanier Bernat Buzzi Teixidó: Er wirkt unprätentiös, überzeugt die Jury allerdings mit weicher Tongebung, insbesondere in tieferen Lagen.

Nikola Marjanov aus Serbien behält die Kontrolle. Ruhig und gelassen beginnt er die „Carmen-Fantasie“. Er bevorzugt eine nüchterne, gebändigte Präsentation und lässt das berühmte Werk für sich sprechen; seine Dynamik ist kleiner. Trotzdem gefällt allen sein musikalischer Minimalismus. Die Japanerin Chiemi Se meistert ihren Auftritt souverän und mit impulsiven Bewegungen. Ihre anspringende Musizierweise kommt ihr auch in der „Canzona“ für Klarinette solo von Tristan Keuris zugute.

Auch alle weiteren Künstler zeichnen sich durch ihre Intonation und ihre professionelle Vorbereitung aus. Unterschiede erkennt auch der Laie durch die Präsentation, die Selbstdarstellung. Mancher Anwärter unterstützt seinen musikalischen Auftritt mit ganzem Körpereinsatz, der Rhythmus, die Melodie, kurzum: Alle Emotionen werden für den Zuhörer sichtbar.

Der Aeolus-Wettbewerb stellt ein Brennglas der Bläserelite dar und bietet international hochrangigen Künstlern eine Bühne. So haben sich auch die russischen Schwestern und Flötistinnen Svetlana und Olga ­­Marenkova beworben, um sich dem anspruchsvollen Bewertungsschema zu stellen. Während die 20-jährige Svetlana seit zwei Jahren am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium studiert, besucht ihre Schwester Olga die Moskauer Kunstakademie; beide können erfolgreiche Auftritte mit renommierten Orchestern Russlands für sich verbuchen.

Die Schwestern zählen zum bunten Potpourri der Musiker, denen der Aeolus-Wettbewerb eine Bühne und die Möglichkeit zum Aufstieg in der künstlerischen Berufswelt bietet. Wer am Sonntag den ersten Preis gewinnt, dem steht die Welt der Musik dann wahrlich weit offen. Karrieren brauchen einen langen Atem.

Das Preisträgerkonzert findet diesen Sonntag, um 11 Uhr in der Tonhalle statt. Weitere Infos unter www.aeoluswettbewerb.de.