Vor dem dritten Play-off-Spiel Bei der DEG zählt das Kollektiv

Daniel Fischbuch ist der auffälligste DEG-Spieler der Play-offs. Doch er selbst lobt vor allem das Team – und liegt damit voll auf Linie mit Manager und Trainer. Am Gründonnerstag steigt das dritte Viertelfinale in München.

Daniel Fischbuch beim Torjubel.

Foto: dpa/Marius Becker

Es gibt wohl keinen anderen Sport, der das Kollektiv so über das Individuum stellt, wie das Eishockey. Gelobt wird stets das ganze Team, es kann sogar passieren, dass ein Torschütze, der zu emotional jubelt, dafür gemaßregelt wird. Bloß nicht hervorstechen. Gespielt wird für das Logo auf der Brust, nicht für den Namen auf dem Rücken, lautet ein alter Spruch. Bei der Düsseldorfer EG ist das nicht anders. Als Manager Niki Mondt am Dienstagabend nach dem 3:2 im zweiten Viertelfinale gegen den EHC Red Bull München nach der erneut starken Vorstellung von Daniel Fischbuch gefragt wurde, antwortete er branchenüblich: „Super Pass auf MacAulay, aber im Moment will ich keinen hervorheben, weil alle, insbesondere die jungen Verteidiger, einen tollen Job machen.“ Wie selbstlos sich alle ans System halten und mit welcher Leidenschaft sie spielen würden, das nötige ihm Respekt ab, sagte Mondt.

Bei Trainer Harold Kreis klang das ähnlich, aber ein Sonderlob hatte er doch parat. Allerdings keins an die Hauptdarsteller Fischbuch (zwei Vorlagen), Barta (zwei Tore) oder Pantkowski (32 Paraden). Kreis erinnerte an einen Wechsel der vierten Reihe im zweiten Drittel: Bis dahin war sein Team minutenlang hinten drin, München dominierte. Bis die vierte Reihe kam, den Puck tief spielte, ihn in der Offensivzone hielt und ein Bully erzwang. „Dann haben wir das Momentum wieder auf unsere Seite gezogen“, sagte Kreis, der als Fachmann natürlich stets auf die Details achtet. Und der immer wieder predigt, die Kleinigkeiten richtig machen zu müssen. Sonst entstünden die großen Szenen, an die sich nachher alle erinnern, gar nicht.

Die gab es aber natürlich ebenso beim zweiten Spiel der Serie, nach dem es nun 1:1 steht. Nach dem sich die Vorzeichen vor dem dritten Duell am heutigen Donnerstag (19.30 Uhr) in München wieder gedreht haben: Hier die euphorische DEG, die ohne Druck aufspielen kann, weil sie jetzt schon mehr erreicht hat als erwartet. Dort die hadernden Münchener, die als Favorit nun gewinnen müssen, um am Samstag (17 Uhr) in Düsseldorf nicht selbst vor dem Aus zu stehen. Was auch an Daniel Fischbuch liegt, der am Dienstag für mehrere große Momente sorgte: Sein Traumpass vor dem 2:1 auf Stephen MacAulay war gar die Szene des Spiels. Und generell ist er bislang der Mann dieser Play-offs, ist mit drei Toren und sieben Vorlagen nach fünf Spielen Topscorer der DEL.

Dabei lief es in der Hauptrunde nicht immer nach Wunsch. „Jedes Mal, wenn ich mich gut gefühlt habe, kam etwas dazwischen“, erinnerte er sich am Dienstag. Erst kam er schwer rein, als es endlich lief, musste das gesamte Team in Quarantäne. Kaum war das vorbei und Fischbuch in Form, infizierte er sich selbst, saß wieder draußen, später zog er sich einen Muskelfaserriss zu. All das kostete ihn Olympia. „Das war enttäuschend, aber ich habe schnell damit abgeschlossen“, sagte Fischbuch, der nun auf die WM im Mai in Finnland schielt.

Für die dürfte er gesetzt sein. Weil er ein Spiel dominieren kann wie wenige in der DEL. Mit Tempo, Technik, Übersicht, seinem speziellen „Hockey IQ“, wie das in der Szene heißt. Besonders im Powerplay, wenn der die Scheiben verteilt oder selbst abzieht – allerdings fast nie per Schlagschuss, stattdessen platziert aus dem Handgelenk. Das passt zu ihm, der deutlich mehr Feingeist als Kämpfer ist. Was ihm in der harten Eishockey-Welt auch mal Kritik einbringt, er falle zu schnell und bleibe oft liegen. Gern garniert mit vorwurfsvollen Blicken zu den Schiedsrichtern. Auch die Mitspieler kennen das, wenn es nicht läuft. Wenn Fischbuch noch eins lernen kann, dann ist es seine Ausstrahlung in Schwächephasen. Diese Hadern und Kopfschütteln. Aktuell ist davon aber nichts zu sehen, er dominiert und entscheidet Spiele. Und ist ein Grund dafür, warum der angebliche Abstiegskandidat noch zwei Siege vom Halbfinale entfernt ist.

Natürlich ist auch ihm aufgefallen, dass es „momentan ganz gut für mich läuft“, aber der wahre Grund für den Aufschwung der DEG? „Wir ackern und kämpfen, halten uns an den Plan, sind diszipliniert, spielen hinten super, jeder wirft sich in die Schüsse. Das ganze Team ist entscheidend.“ So sagt man das im Eishockey.