Dienstag in Nürnberg Kreis fehlt zum Start der Play-offs
Düsseldorf · Der Eishockeytrainer ist aus privaten Gründen nach Kanada gereist. Für sein Team geht es indes darum, gut in die Serie zu starten.
Wie schnell sich die Laune im Sport drehen kann, erleben sie dieser Tage bei der Düsseldorfer EG. Es ist nicht mal zwei Wochen her, das herrschten Erleichterung, Euphorie und freudige Erwartung. Die DEG hatte sich für die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) qualifiziert, obwohl ein Platz unter den ersten Zehn vor ein paar Monaten nahezu utopisch erschien, die Low-Budget-DEG galt gar als Abstiegskandidat. Aber mit dem Langzeitgedächtnis im Sport ist das eben so eine Sache. Vor dem Play-off-Start an diesem Dienstag (19.30 Uhr) bei den Nürnberg Ice Tigers ist das Internet voll mit Wut, Beschimpfungen und düsteren Prognosen. Grund sind die – in der Tat – enttäuschenden letzten vier Spiele der Hauptrunde, die die DEG allesamt verlor und dabei nicht gut aussah. Und schon ist von der Vorfreude auf die schönste Zeit des Eishockey-Jahres kaum etwas übrig.
Es gibt sogar Fans, die die sofortige Entlassung von Harold Kreis fordern. Der Trainer, der im Sommer nach Schwenningen wechseln wird, erreiche das Team nicht mehr. Und als er letztens daheim in Quarantäne saß und Thomas Dolak und Daniel Kreutzer das Team verantworteten, gab es doch drei Siege aus vier Spielen. Warum nicht jetzt schon einen Schlussstrich ziehen? Dass Dolak und Kreutzer dabei im ständigen Austausch mit dem Chefcoach standen und nicht die Taktik änderten, spielt bei der Bewertung ebenso keine Rolle wie die Tatsache, dass die Auftritte keinesfalls so souverän waren, wie es die Ergebnisse aussagen. Oder dass es nach Kreis‘ Rückkehr Siege über Ingolstadt und Meister Berlin gab.
DEG gewann gegen
Nürnberg alle vier Partien
Dennoch bekommen die Kritiker nun, was sie wollen. Harold Kreis wird weder am Dienstag in Nürnberg noch am Donnerstag in Düsseldorf dabei sein. Was allerdings nichts mit einer Kurzschlussreaktion der Verantwortlichen zu tun hat, der 63-Jährige ist am Montag wegen eines „familiären Notfalls“ nach Kanada geflogen, wie die DEG mitteilte, wird frühestens am Freitag zum möglichen Entscheidungsspiel da sein. Also liegt es nun an Dolak und Kreutzer, für einen Umschwung zu sorgen. Was nicht der erste wäre, die DEG ist in dieser Saison ein Team der Serien. Bereits viermal gab es mindestens drei Niederlagen am Stück, rund um den Jahreswechsel waren es sogar acht. Im Gegenzug erlebte die DEG auch mehrere starke Phasen, die beste kannte sechs Siege in Folge, jüngst gab es noch mal sechs Siege aus sieben Spielen.
Nun läuft es aber wieder andersrum. Und schon mehren sich die Sorgen, dass die Play-offs nach zwei Spielen vorbei sein könnten. Zwar gewann die DEG alle vier Hauptrunden-Duelle mit den Ice Tigers und ist über die gesamte Saison ziemlich auf Augenhöhe mit ihrem Tabellennachbarn, aber aktuell wirken die Teams meilenweit auseinander. Hier die Lust aufs Siegen, dort die Angst vor dem Ausscheiden. Hier die Nürnberger, die drei ihrer letzten vier Spiele gewannen und bei denen im Umfeld wie unter den Spielern Euphorie herrscht. Dort die DEG, die zuletzt viermal verlor, wo online der Baum brennt und auch die Spieler mit sich hadern, weil ohne den Druck, gewinnen zu müssen, der letzte Biss fehlte.
Das Schöne am Play-off-Start ist: Alles, was vorher war, ist jetzt egal. Die direkten Siege genauso wie die jüngsten Niederlagen. „Es geht bei Null los“, sagt Verteidiger Bernhard Ebner und hat die Richtung am Sonntag schon mal vorgegeben: „Wir müssen einfach daran zurückdenken, warum wir auf dem neunten Platz sind. Was haben wir getan in den Spielen, die wir gewonnen haben? Das sollte genug Selbstvertrauen geben.“
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass weitere Fragen geklärt werden müssen: Wer steht im Tor? Weder Mirko Pantkowski noch Hendrik Hane wirkten zuletzt in Topform. Wie ist die Flut an Gegentoren (18 in vier Spielen) zu beenden? Wie kommen die eigenen Topstürmer (nur vier Tore in den vier Spielen) wieder in Fahrt? Wie das seit Wochen erfolglose Powerplay? Viel zu tun also für Thomas Dolak und Daniel
Kreutzer.