Kultur 100 Ansichten des Mondes
Köln · In Ostasien hat der Mond eine besondere Bedeutung. Er wird religiös verehrt und ihm zu Ehren werden große Feste gefeiert. Der Vollmond spielt zum Beispiel eine wichtige Rolle im Leben des historischen Buddha, der an einem Vollmondtag geboren wurde.
Seine Erleuchtung und sein Eingehen ins Nirwana sollen in eine Vollmondphase gefallen sein. Daher wurde der Vollmond bei den Menschen in Ostasien zum Symbol der Erleuchtung und schließlich auch für Buddha.
Als der Buddhismus Japan erreichte, wurden mehrere Gottheiten, die mit dem Mond assoziiert wurden, in das dortige buddhistische Pantheon aufgenommen. Frühe Darstellungen des Himmelskörpers finden sich in buddhistischen Gemälden zum Tod des historischen Buddha und in Gemälden des buddhistischen Mondgottes Gatten.
Der Herbstmond wird
in Japan gefeiert
In Japan spielt der Mond bis heute eine wichtige Rolle. Das zeigt sich beim Tsukimi, der Mondbetrachtung, bei der das Gestirn im Herbst überall im Land bewundert wird. Während des Herbstmondfestes werden Dekorationen aus Herbstfrüchten, spezielle süße Klöße und Pampasgras zur Schau gestellt. Die Tradition hat ihren Ursprung im chinesischen Mittherbstfest. Die Herbstmondkultur führte dazu, dass der Mond zu einem beliebten Thema in der japanischen Malerei und Dichtung wurde. Die Sonderausstellung „100 Ansichten des Mondes“ im Museum für Ostasiatische Kunst begibt sich ab morgen auf die Spuren des Mondes in der japanischen Kunst.
Ab dem 16. Jahrhundert ließen die Samurai-Kriegsherren in ihren Schlössern eigene Terrassen für die Mondbetrachtung bauen. Vielfältige Lackarbeiten sind mit Darstellungen des Mondes geschmückt. Auch für repräsentative Malereien auf Wandschirmen war das Thema geeignet. Zudem findet sich der Mond auch auf Schwerthalterungen und Rüstungen der Samurai wieder. Dazu kommen kleine Kunstwerke aus der Kultur der Städter, die oft mit der Symbolik des Herbstmondfestes in Verbindung stehen. Dazu gehören Landschaften mit herbstlichen Gräsern, fliegende Wildgänse und Motive wie Jadehasen auf dem Mond, die mit dem Mythos des Mondpalastes verknüpft sind.
In der japanischen Kunst symbolisiert der Mond zumeist die Unbeständigkeit des Lebens. In diesem Sinne ist er mit dem japanischen Konzept von „mono no aware“ - dem „Pathos der Dinge“ - verbunden. Dieses bezieht sich auf die Erkenntnis der Vergänglichkeit und bringt ein tiefes Gefühl „friedvoller Melancholie“ zum Ausdruck.
Im Mittelpunkt der Sonderausstellung steht der 1839 geborene japanische Künstler Tsukioka Yoshitoshi und sein größtes Meisterwerk „Tsuki Hyakushi“, die „100 Ansichten des Mondes“. Yoshitoshi ist der letzte Holzschnittmeister in der japanischen Ukiyo-e-Tradition. Sein erster publizierter Druck war ein Triptychon, das eine Episode im Krieg zwischen den Clans der Taira und Minamoto im 12. Jahrhundert illustriert. Der Stil war unverkennbar von seinem Lehrer Kuniyoshi beeinflusst.
Der Künstler wuchs in einer Zeit großer politischer und ökonomischer Umwälzungen in Japan auf. Es war eine Zeit, in der Westen an Einfluss gewann, und in der die Modernisierung voranschritt. Viele Jahrhunderte davor war das Land weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Als Yoshitoshi 29 Jahre alt war, verabschiedete sich das feudale System zugunsten einer modernen Regierungsform. Der Wandel beeinflusste auch die Kunst, die westlichen Einflüssen integrierte, die sich auch in Yoshitoshis Werk wiederfinden. Unter dem Einfluss des westlichen Realismus entwickelte er seinen ganz eigenen Stil. Viele seiner Entwürfe, in denen sich seine Vorliebe für blutige Szenen zeigt, weichen so vom traditionellen Ukiyo-e-Repertoire ab.
Neben der Mondserie gehört auch das Mond-Triptychon zu den zentralen Werken des Künstlers. Die Mondserie selbst wird in Köln komplett gezeigt und das in einer sehr hohen Druckqualität. Die Serie lässt die Geschichte und Mythologie des alten Japans wieder lebendig werden. Der Mond spielt auf allen Bildern eine bedeutende Rolle. Manchmal ist er wirklich sichtbar, in anderen Bildern wird nur in den dazugehörigen Geschichten auf ihn angespielt.
Die Produktion japanischer Holzschnitte war ein komplizierter Vorgang, an dem meist mehrere Handwerker beteiligt waren. Am Beginn stand der Künstler, der auf dünnen Papier seinen Entwurf lieferte. Dieser wurde dann auf einen Kirschholzblock übertragen, der als Basis für die späteren Drucke in Schwarz diente. Für weitere Farben mussten weitere Druckstöcke produziert werden.