40 Jahre ein Herz und eine Seele
Klaus Dreier kaufte vor vier Jahrzehnten einen Mercedes, der genauso alt ist wie der 76-Jährige. Heute wird dieser Bund groß gefeiert.
Burscheid. Männer und ihre Autos. Da werden selbst gemeinsame Jahre gefeiert, die im menschlichen Zusammensein gerne in Vergessenheit geraten. Oder höflicherweise mit einem Blumenstrauß erledigt sind.
Am Dienstag ist so ein Tag für Klaus Dreier in Hilgen. 40 gemeinsame Jahre verbinden ihn mit seinem Mercedes 170 V Cabriolet B. Einem Histörchen, aber noch bestens im Lack. Nur ein paar Tröpfchen verliert er schon. Nun ja, mit 76 Jahren . . . Der Benzinhahn. „Ich muss einen neuen einbauen, der alte ist nicht mehr ganz dicht“, sagt der Hilgener, ebenfalls 76 Jahre alt. „Ich habe schon verschiedene Firmen angerufen. Es gibt keinen mehr. Da muss ich mir selber einen bauen.“
Am Dienstag wird wahrscheinlich darüber geredet werden in der Straße An den Hülsen. Denn dort feiert Dreier den gemeinsamen Bund mit seinem Auto mit etwa zehn Oldtimer-Freunden. Wo? In der Garage natürlich, die bei den Dreiers ein ausgebauter Keller ist. Und in dem noch ein weiteres Histörchen steht: ein Trabbi. Auch er musste dran glauben wie der Mercedes. „Den habe ich zerlegt bis auf die letzte Schraube.“ Und dennoch trennt Dreier hier fein: „Der Mercedes gehört mit zur Familie, das ist unser Hobby. Der Trabbi ist Dollerei.“
Wahrscheinlich wird Dreier auch heute wieder alle Geschichten zum Besten geben, die ihn verbinden mit dem Auto, das übrigens keinen Kosenamen hat — auch wenn es zur Familie gehört. Von der Leerlaufdüse, die extra für den TÜV zugelötet werden musste, damit die Abgaswerte stimmen. Oder von dem Vier-Speichen-Lenkrad, das in den Niederlanden gekauft werden, um ein Originalteil zu haben. Und natürlich von der Zeit, bis das Gefährt nach dem Kauf für 2500 DM überhaupt verkehrstauglich und optisch ansprechend war. „Drei Jahre lang haben wir daran gearbeitet. Motor und Getriebe waren kein Problem. Aber die Karosserie. Wir haben die Bleche alle selber gebogen.“
Eine Spritztour werden Klaus Dreier und seine Frau Johanna heute leider nicht zum 40-Jährigen unternehmen können. Eine Erkrankung muss erst mal in den Griff bekommen werden.
Mit heutigem Autofahren habe das aber nichts mehr zu tun, erläutert der Hilgener: „Sie müssen mit Zwischengas schalten und immer gut auf den Abstand achten. Der hat ja keinen Bremskraftverstärker.“ Aber genau das ist es, was das Erlebnis für Dreier ausmacht. „Das waren früher noch stabile Autos. Heute ist doch nur noch überall Plastik dran.“