Als Epileptiker am Kochtopf

Stefan Weber ist froh, im „Alten Landhaus“ eine Stelle gefunden zu haben.

Rhein.-Berg. Kreis. „An der positiven Entwicklung der Arbeitsmarktzahlen haben die behinderten Arbeitssuchenden leider keinen Anteil“, berichtet Ortwin Walter, Sprecher der Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. Schuld daran seien vor allem Vorbehalte und Unwissenheit der Arbeitgeber — unter anderem in Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Kündigungsschutz.

Auch Stefan Weber aus Wermelskirchen musste nach seiner zweijährigen Ausbildung zum Beikoch und einem 400-Euro-Job über ein halbes Jahr warten, bis er eine Festanstellung bekam. Der 22-Jährige ist Epileptiker. Ob es daran lag, dass er auf seine zahlreichen Bewerbungen lange Zeit keine Resonanz oder nur Absagen bekam? „Ich weiß es nicht“, sagt er. „Es war aber auf jeden Fall eine schwierige Situation.“

Seit dem 1. August des vergangenen Jahres hat Weber endlich einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Nach dreimonatiger Probezeit wurde er von Harald Weilbächer, Inhaber des „Alten Landhauses“ an der B 51, übernommen.

„Das hat sich einfach so ergeben, er hat seine Chance genutzt“, erinnert sich Weilbächer. „Wir suchten eigentlich einen Jungkoch, die Agentur für Arbeit fragte, ob wir uns auch den Herrn Weber vorstellen könnten, und nach einem Bewerbungsgespräch Mitte Juli war alles klar.“

Seitdem ist der Wermelskirchener, der schon seit einigen Jahren keinen epileptischen Anfall mehr hatte, fest in den täglichen Arbeitsablauf integriert. „Bei mir schlägt sich meine Behinderung vor allem in einer Konzentrations- und Lernschwäche nieder. Was man anderen einmal erklärt, muss man mir drei oder viermal erklären.“

Sein Chef ist dennoch zufrieden mit ihm. „Natürlich braucht man etwas mehr Geduld, Zeit und Ruhe, um ihm Dinge näherzubringen, aber das ist nur selten ein Problem“, erklärt Weilbächer. „Wir lösen die Probleme immer direkt im Dialog. Das ist mit anderen Mitarbeitern nicht anders.“

Viele Gedanken über seine Zukunft hat sich Stefan Weber noch nicht gemacht: „Vielleicht klappt’s ja irgendwann mit einer Ausbildung zum Koch. Aber mit meiner Arbeit hier bin ich sehr glücklich, sie macht mir viel Spaß.“

Jasmin Schröder von der Agentur für Arbeit hat Weber und Weilbächer zusammengeführt. „Ich hoffe, dass es künftig mehr solcher positiver Fälle gibt. Bei dem aktuellen Fachkräftemangel erkennen hoffentlich bald mehr Arbeitgeber das Potenzial von Menschen mit Behinderung.“