Augsburger Puppenkiste: Zitternde Knie sind völlig in Ordnung

Mit Papilio war die Augsburger Puppenkiste gestern zu Gast in Burscheid: 300 Kindergarten-Kinder schauten zu.

Burscheid. Paula (5) betritt den Dachboden ihrer Großmutter. Unter ihren Füßen knarrt der Boden, der Wind pfeift durch die Ritzen. Vorwitzig lässt sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Dann stutzt sie: "Die Kiste war doch gestern noch nicht da. Was mag da wohl drin sein?"

"Kobolde", rufen ihr die Kindergarten-Kinder aus dem Publikum zu. Paula ist eine Marionette der Augsburger Puppenkiste und Hauptfigur im Stück "Paula und die Kistenkobolde". Gestern war sie mit Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold bei der NRW-Auftaktveranstaltung des Präventions-Projekts Papilio zu Gast im Haus der Kunst. 300 Burscheider Kinder und 100 Erzieher aus dem Kreis waren dabei.

"Prävention kann gar nicht früh genug anfangen", ist sich Landrat Rolf Menzel sicher. Immer früher greifen Kinder zu Nikotin und Alkohol, wenden Gewalt an oder sind verhaltensauffällig und psychisch gestört. Jürgen Salewski vom Fachdienst Prävention ist froh: "Endlich haben wir ein Präventionskonzept für Kitas." Die Kobolde sollen den Kindern helfen, Gefühle zu verstehen und sich sozial zu verhalten.

Und die Figuren bewegen die Gemüter der Kinder. "Die können sich total mit den Puppen identifizieren", beobachtet Sonnenblumen-Erzieherin Michaela Born. Zornibold begeistert alle. "Weil der so rot aussieht", meint Franziska (5). Emely (4) sagt: "Ich bin manchmal traurig, wenn Mama mit mir schimpft." Yaksha (4) kennt das Gefühl: "Ich gehe dann ins Zimmer und kuschel mit meiner Schlafpuppe."

Auch Puppenspieler Phil Bierbrauer ist von seiner Marionette überzeugt: "Die Kinder schließen ihn sofort ins Herz." Die Kita Auf der Schützeneich hat mit den Kindern vorher schon ein Papilo-Buch durchgenommen. Anders bei der Sonnenblume: "Wir haben darauf verzichtet, weil wir es nachbereiten wollen", erzählt Michaela Born.

Ab Mai gibt es mit Sozialwissenschaftler Jürgen Salewski und Diplompädagogin Christiane Brenneke zwei ausgebildete Papilio-Trainer im Kreis. Die dürfen dann wiederum zwei Erzieher pro Einrichtung ausbilden, die das Projekt vor Ort - möglichst mit Eltern - umsetzen.