Hilgen: Tage der Firmen sind gezählt

Auf dem ehemaligen Thiel-Gelände können wohl schon in naher Zukunft Häuser gebaut werden.

Burscheid. Die Tage für die Gewerbetreibenden auf dem ehemaligen Thiel-Gelände in Hilgen sind gezählt. Noch hat die Daun-Gruppe den insgesamt 14 ansässigen Firmen und der Awo für das Möbellager keine Kündigung ausgesprochen, doch ist zu erwarten, dass den Firmenleitungen dies am kommenden Mittwoch in einem Gespräch zwischen Eigentümern, Stadtverwaltung und Mietern unterbreitet wird.

Verfahren wurde vor vier Wochen eingeleitet

"Wir sind wohl gezwungen zu kündigen, um eine Restnutzung für unsere Mieter auszuhandeln", bestätigt Matthias Decker, Immobilienmanager der Daun-Gruppe, auf BV-Nachfrage noch zurückhaltend. Hintergrund sei ein vor vier Wochen eingeleitetes ordnungsbehördliches Verfahren der Kreisverwaltung, das Bußgeldbeträge und sogar Nutzungsverbote zur Folge haben könnte. Dieses befindet sich laut Kreissprecher Torsten Wolter im ersten Schritt - der Anhörungsphase. Hintergrund seien Säumnisse vieler Mieter, die Anträge zur Nutzung nie eingereicht und Auflagen zum Brandschutz nicht erfüllt hätten. Angeschrieben worden seien der Eigentümer und die Mieter. Erst vor etwa drei Jahren sei dem Kreis laut Wolter aufgefallen, dass sich auf dem betroffenen Gelände etliche Gewerbetreibende ohne entsprechende Anträge getummelt hätten. Zuerst sei nur der Eigentümer angeschrieben worden, dann habe man sich direkt an die Mieter gewandt. Nur "ein bis zwei" hätten der Aufforderung des Kreises Beachtung geschenkt. Nun läuft das Verfahren. Negative baurechtliche Folgen wie ein Nutzungsverbot müssten nicht zwangsläufig die Folge sein, "wenn geklärt werden kann, das nichts Illegales vorliegt", so Wolter. Mit einer womöglichen Kündigung habe der Kreis allerdings nichts zu tun.

Wohnbebauung kann bald verwirklicht werden

Kein Zufall ist es wohl in diesem Zusammenhang, dass am vergangenen Mittwoch Vertreter der Daun-Gruppe, des Kreises und der Stadtverwaltung zusammengekommen sind, um über die Zukunft des Geländes zu sprechen. Dabei sei laut Bürgermeister Hans Dieter Kahrl klar geworden, dass die Ausweisung einer reinen Wohnbebauung im Flächennutzungsplan (FNP) in einem "überschaubaren Zeitraum" verwirklicht werden könne. Zum einen habe die Daun AG einen ersten Planungsentwurf vorgestellt, "der es erwarten lässt, dass sich das Ganze rechnet". Auf der anderen Seite habe der Kreis signalisiert, dass die erheblichen Umweltauflagen unter anderem für die Wasserschutzzonen bei einer Wohnbebauung erfüllt werden können. Kahrl ist nun optimistisch, dass schon in vier Monaten während der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause ein Aufstellungsbeschluss gefasst werden kann. Schon ein Jahr später, im Sommer 2008, könne der Bebauungsplan stehen. Und genau vor diesem Hintergrund sei das anstehende Gespräch am Mittwoch um 13.30 Uhr auf dem ehemaligen Thiel-Gelände zu sehen. Eine wirkliche Überraschung könne eine mögliche Kündigung für die Mieter nicht sein. "Alle wussten, dass das nicht auf Ewig ausgerichtet sein kann. Das es so schnell ging, hätten wir aber auch nicht gedacht." Jetzt wolle man den Firmenbetreibern und Mietern helfen, ein neues Domizil zu finden. Bernhard Lemmen von der gleichnamigen Firma, die unter anderem Fensterleder und Schwämme aus Hilgen vertreibt, sieht der Entwicklung "ganz gelassen entgegen". "Ob man von Burscheid aus nach China liefert oder von einem anderen Standort, das ist doch egal."

Anders sieht es da wohl für das Möbellager der Awo aus. Erst im November wurde es in Hilgen eröffnet.