Baustopp für geplantes Kühlhaus

Burscheider Tafel: Initiative des Vorsitzenden von Bürgermeister Kahrl am Montag beendet. Das Fundament wurde direkt neben der akut einsturzgefährdeten Halle am Alten Bahnhof gegossen.

<strong>Burscheid. Fassungslos reagierten am Montag Bürgermeister Hans Dieter Kahrl und Beigeordneter Stefan Caplan, als sie das frisch gegossene Fundament hinter dem Alten Bahnhof betrachteten. "Diese Platte ist ohne unsere Zustimmung gegossen worden", ärgerte sich der Verwaltungschef über die Initiative des Vorsitzenden der Burscheider Tafel, Martin Heykants, einen Kühlcontainer hinter dem Gebäude aufzustellen. Zwar habe Heykants schon vor Monaten der Verwaltung von seinen Plänen berichtet, sich abschließend aber kein grünes Licht geholt. Besonders fatal daran: Die Kühlzelle sollte direkt im Trümmerschatten der akut einsturzgefährdeten Halle entstehen. "Nicht umsonst ist das Gelände an dieser Stelle eingezäunt worden", erklärte Kahrl gestern, nachdem er vom Bergischen Volksboten über das Bauvorhaben aufmerksam gemacht worden war. Schon die Arbeiter, die das Fundament gegossen hätten, seien einer großen Gefahr ausgesetzt worden. Zwar habe das abbruchreife Gebäude dem Frühjahrssturm Kyrill standgehalten, aber niemand könne wissen, ob die Halle gerade dadurch einen letzten Knacks bekommen habe. Nach dem unfreiwilligen Ortstermin wieder im Rathaus angekommen, habe Kahrl sofort versucht Heykants zu erreichen, um ihm weitere Schritte in Sachen Kühlgebäude zu untersagen: Sofortiger Baustopp! Auch für den BV war der Vorsitzende allerdings für eine Stellungnahme gestern nicht erreichbar. Ob das etwa zehn Quadratmeter große Fundament entfernt werden muss, konnte Kahrl am Montag nicht sagen. In Ungnade ist Heykants ausgerechnet in diesen Tagen auch in der Firmenwelt gefallen. Bei den Burscheider Unternehmen bittet er nämlich derzeit um Spenden für die Kühlzelle. Und hat nach Informationen des Bergischen Volksboten dabei genaue Vorstellungen von den Summen, die er sich verspricht. In einer Anfrage ist konkret von einem nicht geringen vierstelligen Betrag die Rede, den er sich wünscht. "Ich bin fast vom Stuhl gefallen", kommentierte gestern ein Angestellter eines Unternehmens die ungewöhnlich ehrgeizige Anfrage, die eine Absage zur Folge haben wird. Auch deshalb, weil erst kürzlich für die Burscheider Tafel gespendet wurde und auch andere soziale Einrichtungen in der Stadt bedacht werden wollen.

GEFÄHRLICHER EHRGEIZ
Kommentar von Jürgen Heimann

Da hat der Vorsitzende der Burscheider Tafel der guten Sache offensichtlich einen doppelten Bärendienst erwiesen. Und nur weil Heykants für ein soziales Projekt in der Stadt steht, das alle engagiert unterstützen, fielen die Formulierungen über das Verhalten noch relativ moderat aus. Hinter den Kulissen wird es allerdings mächtig gekracht haben. Das ist aber nur die Seite des Bauvorhabens. Hier ist der Schaden verhindert worden. Ob man in der Unternehmerwelt allerdings die bezifferten Spenden-Anfragen nur als gescheiterten Versuch abhakt, darf bezweifelt werden.