Clara Woltering: „Werks-Elfe“ lernt auf dem Bauernhof

Die Profihandballerin Clara Woltering (Bayer Leverkusen) wird auf dem Thomashof zur Landwirtin ausgebildet. Ab Oktober studiert sie dann Agrarwissenschaften in Köln.

Burscheid. Profihandballerin und Landwirtin - Clara Woltering vereint gleich zwei Vollzeitjobs in einem. "Manchmal weiß ich selbst nicht, wie ich das eigentlich schaffe, aber irgendwie gelingt es mir." Seit dem Jahr 2000 spielt die jetzt 24-Jährige als Torhüterin für den Bundesligisten Bayer Leverkusen, die "Werks-Elfen". Auch in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ist Clara Woltering die Nummer Eins.

Gerade einmal 17 war sie, als es fort ging aus dem heimischen Münsterland. "Das war nicht leicht, ich habe schon oft Heimweh gehabt", erzählt die Sportlerin.

Vor zwei Jahren aber kehrte sie zurück zu den Wurzeln, wenn auch nicht räumlich gesehen. "Meine Eltern haben einen Bauernhof in Coesfeld, ich hatte also schon immer mit Landwirtschaft zu tun."

Clara Woltering begann eine Ausbildung zur Landwirtin im Thomashof in Burscheid - den Profisport hängte sie dafür allerdings nicht an den Nagel. "Entscheiden kann ich mich im Moment zwischen diesen beiden Dingen noch nicht."

Und so haben ihre Arbeitstage derzeit locker 16 Stunden, sind die Wochenenden mit Ligaspielen und Meisterschaften ausgefüllt. "Morgens um halb sechs klingelt der Wecker, dann geht es in den Stall, später in den Wald oder auf die Weide", beschreibt die Torhüterin ihren Arbeitstag auf dem Thomashof.

Wenn dann ihre Kollegen dem Feierabend entgegen gehen, beginnt für Clara das tägliche Training. Jeden Abend wird mit den Mitspielerinnen in Leverkusen trainiert, erst in den späten Abendstunden kommt die 24-Jährige zur Ruhe.

Trotz dieser manchmal bis zum Rand ausgefüllten Tage möchte Clara nicht mit anderen tauschen - und vor allem möchte sie weder auf den Sport noch auf die Landwirtschaft verzichten. "Ich habe einige Semester in Köln Wirtschaft studiert, das war aber einfach nichts für mich. Ich arbeite gerne draußen, in der Natur und bewege mich."

Dass dieser Bewegungsdrang auch zu sportlichen Höchstleistungen führt, erkannte man bei Clara schon, als die erst sechs Jahre alt war. "Meine Schwestern haben mich zum Handballtraining mitgenommen. Abends rief die Trainerin an und sagte, ich sollte unbedingt wiederkommen."

In der abgelaufenen Saison wurde Clara mit ihrem Team Dritter, allerdings gibt sich die ehrgeizige Sportlerin damit nur ungern zufrieden. "Irgendwann muss es auch mal der Titel werden." Den kann sie im Dezember mit der Deutschen Nationalmannschaft anpeilen, dann reist Clara Woltering, sofern sie von Verletzungen verschont bleibt, mit dem Team zur WM nach Frankreich.

Leverkusen ist für die Münsterländerin zur zweiten Heimat geworden. Sorgen macht ihr aber, dass sich Bayer aus dem Sponsoring zurückziehen will. "Ich habe zwar noch einen Vertrag für drei Jahre, aber man muss gucken, wie sich das entwickelt."

In der kommenden Woche steht ihre Abschlussprüfung an, dann ist sie Landwirtin. Zwei Jobs wird Clara Woltering aber auch künftig haben: Ab Oktober studiert sie Agrarwissenschaften in Köln.