Behörden wollen keinen Kreisverkehr
Der Knotenpunkt in Eichenplätzchen sei leistungsfähig genug, um die Tankstelle zu verkraften.
Burscheid. Anwohner der Landesstraßen L 188 und L 310 in Eichenplätzchen befürchten das Schlimmste: erhöhtes Verkehrsaufkommen vor ihren Fenstern, mehr Unfälle vor der Haustür und Lärm in den Ohren. Sie sehen die Wohnqualität durch die geplante Tankstelle in Gefahr. Darum verfolgten sie zahlreich den Ausschuss für Stadtentwicklung am Dienstagabend.
Auch wegen der Nachfragen aus dem Publikum gestaltete sich die Diskussion um diesen Tagesordnungspunkt langatmig. Dabei sollte es im Kern darum gehen, die Stellungnahmen von Behörden wie dem Landesbetrieb Straßen NRW und dem Rheinisch-Bergischen Kreis zur Kenntnis zu nehmen und die Offenlegung des Bebauungsplans Nr. 92 Eichenplätzchen zu beschließen.
Stattdessen wurde um das Für und Wider eines Kreisverkehrs diskutiert, den es aller Wahrscheinlichkeit nach in den nächsten Jahren nicht geben wird. Denn weder der Landesbetrieb Straßen NRW, der die Landesstraßen unterhält, noch der Rheinisch-Bergische Kreis haben Bereitschaft signalisiert, den Bau eines Kreisels zu finanzieren, betonte Ulrich Faßbinder vom Stadtplanungsbüro Zimmermann aus Köln. Die Kosten würden für einen Kreisel von 55 Meter Durchmesser schätzungsweise 700 000 Euro betragen. „Der Knoten ist so, wie er jetzt ist, leistungsfähig. Die Unfallhäufigkeit hat noch nicht die Schwelle erreicht, ab der der Landesbetrieb tätig werden müsste.“
SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Becker fährt jeden Morgen mit dem Fahrrad nach Köln. Subjektiv nehme er ein Mehr an Verkehrsunfällen wahr. „Unsere Anregung wäre gewesen, dass man nochmals über einen Kreisverkehr nachdenkt.“ Ulrich Faßbinder, der sich plötzlich einer Flut von Nachfragen zum Verkehr ausgesetzt sah, wiegelte ab. „Jetzt muss ich einen Rettungsanker ziehen. Ich bin Stadtplaner!“ Fragen zu verkehrlichen Dingen, Auto- und Gewerbelärm könne er nicht beantworten.
Eine entsprechende Auskunft soll nun von Experten aus den Fachgebieten eingeholt werden. Vor allem, was den Verkehrsfluss angeht, sah Bürgermeister Stefan Caplan Beratungsbedarf. Die Verkehrszählung, die für die Bewertung der Situation herangezogen wurde, stammt aus dem Jahr 2013. Bis heute, so lautete auch das beipflichtende Geflüster aus dem Zuschauerraum, habe sich viel verändert an der Kreuzung von L 310, L 188 und Zufahrt zu Gut Landscheid. „Wir gehen jetzt in die Offenlage und lassen noch mal mit aktuelleren Zahlen rechnen“, sagte Caplan. „Die Verkehrssituation macht mir durchaus Sorgen.“
Nichtsdestotrotz sei der Kreisverkehr unabhängig von der Tankstelle zu sehen, die der Betreiber Jet an der L 310 bauen will, so Ulrich Faßbinder. Der Standort eignet sich gut, da die Tankstelle von zwei Seiten angefahren werden kann. Die Pläne sehen aber weder Lkw-Betankung noch eine Waschstraße vor. Aus Gründen des Immissionsschutzes ist auch ein Nachtbetrieb ausgeschlossen.
Das reicht den Anwohnern nicht. In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern sie, die Tankstelle anders anzuordnen, um die benachbarte Bebauung zu schützen. Der Ausschuss beschloss, dieser Stellungnahme nicht zu folgen.