Bergische Spatzen lösen sich auf
39 Jahre nach der Gründung gibt die Tanzgruppe des Bundes der Vertriebenen auf. Zuletzt waren nur noch acht Mädchen gekommen.
Burscheid. Das Training am Montag war das letzte. Nächste Woche zum Abschied noch einmal Eis essen, dann sind die Bergischen Spatzen Geschichte. Der Fundus in der Hans-Hoersch-Halle umfasst rund hundert Einzelkostüme, Zeugen einer 39-jährigen Geschichte. Claudia Hoffmann, in den letzten Jahren Leiterin der Tanzgruppe, muss sich jetzt um die Auflösung kümmern.
1976 waren die Spatzen gegründet worden, als Ableger des Bundes der Vertriebenen. Christa Paas hatte bei Festen nicht länger Gagen für auswärtige Volkstanzgruppen zahlen wollen, sondern selbst eine ins Leben gerufen. Mit zehn Mädchen fing sie an. In der Hochphase tanzten dort 52 Mädchen in drei Altersgruppen.
Bald jedes Wochenende gab es einen Auftritt. „Ich habe alles angenommen“, erinnert sich Christa Paas (79). „Im Karneval waren wir in Bonn, Köln und Bergisch Gladbach. Und wir hatten Folkloreauftritte bis hinauf in die Lüneburger Heide.“ Auch in Burscheid war kaum ein Fest denkbar ohne eine Beteiligung der Spatzen.
Claudia Hoffmann (46) kennt das aus dem eigenen Erleben. Seit 1979 gehörte sie dazu. Später haben Rita Schneider und sie sich die Leitung der dann noch zwei Altersgruppen geteilt. Zuletzt gab es nur noch eine Gruppe mit acht Mädchen; Hoffmann war für die Leitung verantwortlich, Cindy Schneider übernahm die Choreografie.
Im vergangenen Jahr ist noch mal ein Wiederbelebungsversuch unternommen worden — vergeblich. Die Entscheidung, nach der beschlossenen Auflösung des Bundes der Vertriebenen (s. Kasten) jetzt auch die Bergischen Spatzen folgen zu lassen, stimmt Claudia Hoffmann traurig. „Für mich war das wie eine Familie.“
Aber die Zeiten haben sich geändert: „Als ich angefangen habe, war das die einzige Tanzgruppe weit und breit. Inzwischen kann man überall tanzen.“ Dazu kommen die zeitlichen Belastungen durch den Ganztags-Schulbetrieb. Der Auftritt beim Umweltfest zum Start der Umweltwoche am 19. April dieses Jahres war der letzte in der Geschichte der Bergischen Spatzen.
Das Ende der von ihr gegründeten Tanzgruppe tut auch Christa Paas leid. „Aber die Kinder und Jugendlichen haben heute anderes im Sinn.“ Rund ein Vierteljahrhundert hat sie die Geschicke der Spatzen bestimmt, ehe sie die Leitung in andere Hände übergab.
Paas hat sich in den vergangenen Jahren ein neues Tanzfeld erobert: In Ösinghausen und in Wermelskirchen betreut sie zwei Seniorentanzgruppen. Aber auch dort werden die Zeiten schwieriger: Ein Auftritt war schon zugesagt. Aber dann haben die ältesten Tänzerinnen angekündigt aufzuhören. Jetzt wird das Brunnenfest ohne die Gruppe über die Bühne gehen.