Burscheid wächst plötzlich — und braucht mehr Kita-Plätze
Entgegen vieler Prognosen der vergangenen Jahr steigt die Zahl der Einwohner. Der Kreis hat bereits reagiert und verhandelt mit dem DRK über die Eröffnung eines Kindergartens in der alten „Rasselbande“.
Burscheid. Es war nur eine Randnotiz des Bürgermeisters während der Haushaltsrede am Donnerstagabend im Rat: Die Stadt wächst wieder — entgegen aller Prognosen in den vergangenen Jahren von teils renommierten Instituten wie dem dem von Bertelsmann (siehe Kasten).
Statt wie von dem Institut vorhergesagt zu schrumpfen, auch wenn nur auf relativem niedrigen Niveau, geht es nun aufwärts. Allerdings auch nicht dramatisch. So hätten die Verantwortlichen im Rathaus festgestellt, dass sich durch Zu- und Wegzüge plötzlich eine positive Differenz aufgetan hätte. Besonders deutlich dabei: 50 zusätzliche Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren wurden gezählt — und sie haben einen Anspruch auf einen Kindergartenplatz in der Stadt.
Und so handelten die Verantwortlichen beim Jugendamt des Kreises, auch weil in Bergisch Gladbach konkrete Angaben von Eltern ausgewertet worden seien. Bis zu 60 zusätzliche Betreuungsplätze für die umliegenden Wohnplätze in Burscheid Mitte seien erforderlich, heißt es in einer Verwaltungsvorlage, die den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses in ihrer jüngsten Sitzung vorgelegt wurden.
Zu diesem Zeitpunkt lag bereits eine Genehmigung des Landesjugendamtes für ein altbekanntes Gebäude in der Stadt vor: der ehemaligen Unterkunft der „Rasselbande“ an der Höhestraße, die später als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden sollte. Allerdings müssten noch Wann es dort losgeht, wollte Heinz-Peter Höller von Jugendamt des Rheinisch-Bergischen Kreises Freitag auf Nachfrage mit dem Verweis auf interne vertragliche Verhandlungen nicht sagen. „Das ist im Prozess.“ Eine Betriebsgenehmigung gibt es übrigens auch für das Nebengebäude (Höhestraße 42). Dort soll eine so genannte Vorläufergruppe im Erdgeschoss untergebracht werden. Träger wird übrigens das Deutsche Rote Kreuz Rhein-Berg. Bislang ist das DRK in Burscheid noch kein Träger einer entsprechenden Einrichtung. Platz ist laut Bürgermeister Stefan Caplan auch in der Johanniter-Kindertagesstätte am Rosenkranz in Hilgen geschaffen worden. Eine vierte Gruppe mit 20 Plätzen sei bereits eingerichtet worden.
Ebenfalls auf der Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit ist eine private Gruppe, die eine Großtagespflegestelle (für neun Kinder unter drei Jahren) in Burscheid anbieten möchte. Und gearbeitet wird an einem so genannten Brückenprojekt, bei dem auch Flüchtlingskinder in die Kita gehen, um möglichst frühzeitig integriert zu werden.
Bei den zusätzlichen 50 Kindern handelt es sich aber nicht um Flüchtlinge, sondern um Zuzüge. Erklärt wird dieses Phänomen so: „In der Stadt Köln rechnet man mit 100 000 neuen Einwohnern bis zum Jahr 2030“, sagt Caplan. Schon jetzt sei ein enormes Interesse zu spüren. Doch die Nachfrage sei größer als das Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Und selbst in Leverkusen könne der aktuelle Überschwappeffekt nicht aufgefangen werden. So kämen viele Interessenten nach Burscheid. Und sie registrierten wohlwollend, dass es hier mit den Kita-Plätzen klappe und die Immobilienpreise deutlich moderater seien.