Aus Burscheid zum Hilfseinsatz nach Haiti Endlich Licht im Hausaufgabenraum

Burscheid. · Christoph Knöpfle setzt sich im Ruhestand für ein Hilfswerk ein. Auf Haiti half er in einem Kinderheimprojekt.

Christoph Knöpfle aus Burscheid konnte mit Werkzeug und einem offenen Ohr in dem Kinderheim auf Haiti helfen.

Foto: Christoph Knöpfle

Vom Bergischen Land ins „bergige Land“ - so die deutsche Übersetzung des Namens Haiti im Karibischen Meer. Zum achttausend Kilometer entfernten Namensbruder zog es Christoph Knöpfle, Burscheider und Hauptbrandmeister der Kölner Berufsfeuerwehr im Ruhestand, mit einer ganz konkreten Absicht.

 Haiti, Inselstaat mit 28.000 Quadratkilometern, etwa zehn Millionen Einwohnern – das erste Land auf der Insel Hisponiola (Große Antillen) mit einer demokratischen Regierungsform, dennoch kam es in der Geschichte immer wieder zu Unruhen. Haiti liegt zudem im Bereich tropischer Wirbelstürme. Hurrikans fordern tausende Opfer, die Verschiebung der Erdplatten führen zu schweren Erdbeben mit all ihren furchtbaren Folgen.

Das zuletzt registrierte schwere Beben 2010 zerstörte weit mehr 200.000 Leben. Der wirtschaftliche Schaden wird auf fast acht Milliarden Dollar geschätzt.

Knöpfle hat Erfahrung mit Hilfseinsätzen

Genau in dieses geschüttelte Land reiste Knöpfle Ende Januar. Ein Abenteuer ganz besonderer Art, dramatisch in seiner Entscheidung. Er entschloss sich jedoch nicht aus einer Laune heraus. Wer helfen möchte, braucht starken Rückhalt und ein Konzept.

Christoph Knöpfle hat seit einigen Jahren Erfahrungen mit Hilfseinsätzen in mehreren Weltteilen.

Ob in Japan oder in orientalischen Emiraten als Bauhandwerker – entschloss er sich Anfang dieses Jahres zu einem fünfwöchigen Aufenthalt in Haiti.

Zu seiner Motivation schildert er, in dem Heim für Kinder und Jugendliche habe es unendlich viel zu tun gegeben: am Gebäude, an der Einrichtung, an der Infrastruktur – und nicht zuletzt galt es, zu den zurzeit dreizehn Kindern in Carrefour ein herzliches Vertrauen aufzubauen.

Nach dem schweren Erdbeben, bei dem mehrgeschossige Gebäude wie Kartenhäuser zusammen fielen, zogen 2010 viele obdachlos Gewordene auf eine vertrocknete Bergflanke.

Das daraus entstandene Camp Canaan hat heute mit 300.000 Bewohnern die Ausmaße einer Großstadt.

Gibt es in der Stadt an der Küste wenigstens noch Brunnen, an denen die Familien Trinkwasser holen können, ist die Siedlung Camp Canaan darauf angewiesen, dass das Wasser mit Tankwagen heran gebracht wird.

Schüsse auf der Straße sind alltäglich

Die kleine Jessica (10) kann sich an die Zeit im Camp Canaan, zusammen mit Geschwistern, kaum noch erinnern. Sie ist eins der Kinder, die in dem Kinderheimprojekt leben, das nach dem Beben auf Initiative von “To All Nations“ aus Borheim gegründet wurde. Jessica ist ein quirliges, aufgewecktes Mädchen, soweit ihr Körper es zulässt.

An einem Bein trägt sie eine Vollprothese, am andern eine Orthothese.

So eingeschränkt, darf sie nicht mit den anderen Heimkindern die Schule besuchen. Ob sie sich aber über die Tage freut, an denen auch ihre Spielkameraden zuhause bleiben müssen? Wenn nämlich draußen in den Straßen wieder einmal die Barrikaden brennen und sogar rund ums Kinderhaus todbringende Schüsse fallen, müssen die Kinder im Heimgebäude bleiben.

Trotzdem beschädigen Autos sogar die Toranlage, die dann schnellstmöglich wieder repariert werden muss - und das mit sehr unzulänglichem Material und Werkzeug. An solchen Tagen bleiben nicht nur die Schulen geschlossen. Heimische Mitarbeiter erscheinen nicht, niemand kann einkaufen gehen.

Leider sind diese Situationen so alltäglich geworden, dass Kinder und die freiwilligen Helfer ihren Tag verbringen, ohne auf Lärm und Schüsse zu reagieren.

Die Kinderschar freute sich über den Helfer aus Deutschland

Knöpfle erzählt sehr gerne über seine fröhliche Schar. „Besonders Jessica war ganz begeistert, wenn sie mit Akribie und Ausdauer beim Handwerken im Heim mithelfen durfte.“

Der ehemalige Feuerwehrmann gestand, dass er sich zwei Hausaufgaben mit zurück nach Burscheid genommen hätte.

Zum Einen möchte er eine Adoptivfamilie für Jessica eine Adoptivfamilie hier in Deutschland finden. In ihrem Heimatland gibt es keine Möglichkeit ,ihren wachen Geist (sie spricht creol, französisch, englisch und deutsch) zu fördern und sie die kontinuierliche menschliche Wärme einer intakten Familie erfahren zu lassen.

Es fehlt an therapeutischen Fachkräften

Zum Anderen ist Knöpfle selbst überzeugt von diesem Projekt und seinen Zielen. Darum möchte er Werbung machen und Menschen dazu zu bewegen, sich zumindest mit einer Spende für das Heimprojekt einzubringen.

„Wenn es in diesem Kinderhort jetzt, unter vielen anderen Dingen, eine funktionierende moderne Beleuchtung für den Hausaufgabenraum gibt, das Zufahrtstor zum Heim wieder funktionsfähig ist und einige Möbel keine Unfall-Fallen mehr sind, sehe ich das nur als einen Tropfen auf dem heißen Stein an. Das Haus könnte bis zu 25 Kinder aufnehmen, aber es fehlen therapeutische Fachkräfte und viele Hände, die verantwortungsvoll und uneigennützig anpacken.“

Wie Knöpfle erfuhr, hat das Übel tiefere Wurzeln. „Selbst ein Wechsel der Hausleitung in haitianische Hände hört sich nur theoretisch positiv an. Die Lebenseinstellung von einem Großteil der Bevölkerung - ob bei Vermögenden oder Armen - bietet ein derart unzuverlässiges Bild, dass eine geordnete Weiterführung im Augenblick nicht gewährleistet scheint.“

Haiti ist unter den Aufgaben des Hilfs- und Missionswerk “ To all Nations e.V.“ das heikelste Projekt, so Knöpfle. Darum nehmen die Verantwortlichen jede Gelegenheit wahr, öffentlich und ungeschönt zu informieren und um Hilfe – finanzieller wie persönlicher Art - zu bitten.

Spendenkonto

„To all Nations e.V.“, KSK Mayen, DE38 576500100098027873 Verwendung: Spende Haiti 42-000-00