Burscheid Der Blitzer ist ein Millionengeschäft
A 1: 20 Mitarbeiter im Kreis sollten sich um die Bußgelder der Anlage kümmern. Doch die Zahl der Raser ist so hoch, dass 40 Stellen geschaffen werden müssen.
Burscheid. Als Anfang des vergangenen Jahres im Kreisausschuss die Pläne für die Blitzanlage auf der A 1 zwischen Burscheid und Leverkusen vorgestellt wurden, ließ eine Zahl besonders aufhorchen: 19,9 Stellen wurden im Haushalt nur für den Betrieb dieser Anlage etwa in Höhe der Lambertsmühle eingeplant. Und tatsächlich wird das bis zum Jahresende auch so sein, wie Alexander Schiele, Sprecher der Kreisverwaltung, auf Anfrage des BV erklärt. „Wir hatten in vier Stufen geplant, die bis dato geplante letzte Stufe wird in den kommenden Monaten umgesetzt.“
Doch bereits vor der Auswertung der Halbjahresbilanz der Blitzeranlage ist klar, dass der Kreis aufrüsten muss: „Es werden noch mal 21 Stellen dazu kommen“, erläutert Schiele. Damit werden dann ab 2019 über 40 Menschen nur damit beschäftigt sein, die Bilder der Verkehrssünder der Burscheider Blitzanlage auszuwerten, die Bußgelder zu qualifizieren, zu versenden und in der Kreiskasse den Eingang zu überprüfen.
Ausschlaggebend für die Verdoppelung des Personals ist die immer noch verheerende Verkehrsmoral der Autofahrer, sagt der Kreis. Bis Ende Mai sind von 1,037955 Millionen gemessenen Autofahrern 42 688 Tempoüberschreitungen festgestellt worden. Das ist eine Quote von 4,11 Prozent. Und genau die ist unterirdisch schlecht, wie Schiele erklärt. „Das ist sehr viel. Bei vergleichbaren Anlagen im Bundesgebiet liegen die Quoten bei 1,5 Prozent.“ Einziges Argument, das die Burscheider Quote nicht ganz so vernichtend dastehen lässt: Die Anlage auf der A 1 ist erst ein halbes Jahr in Betrieb. Dass sie sich allerdings noch nicht herumgesprochen hat, dürfte angesichts der „Popularität“ dieses Unfallbrennpunkts und der damit einhergehenden Berichterstattung der Medien nicht zu vermuten sein.
Der Kreis setzt zumindest weiter auf personelle Expansion. Auch deshalb, weil vom bislang eher sporadischen Betrieb auf Rund-um-die-Uhr-Einsatz der Anlage umgestellt werden soll. „Bislang wird täglich in Intervallen von vier bis 24 Stunden geblitzt. Das Ziel mit der Verwirklichung der Personalstufen fünf und sechs ist, dauerhaft auf 24-Stunden-Betrieb umzustellen“, sagt der Sprecher. Spätestens im Januar 2019 soll das der Fall sein.
Beträgt der finanzielle Überschuss nach Abzug der Investitionen sowie den Betriebs- und Personalkosten am Jahresende schon 3,5 Millionen Euro für den Kreis, wird das Plus in der Kasse im Folgejahr noch mal deutlich höher werden. Denn mit zusätzlichem Personal können mehr Verkehrssünder erfasst bzw. Bußgelder verschickt werden. Auch dafür gibt es bereits eine Hochrechnung: Am Jahresende werden etwa 190 760 Raser erwischt worden sein. Ende 2019 sogar 268 000. „Wenn wir dann im 24-Stunden-Betrieb sind“, so Schiele.
Einem besonderen Verwendungszweck müssen die eingenommenen Millionen übrigens nicht dienen, wie der Sprecher erklärt. „Das fließt in den Haushalt.“ Und auch die Kommunen profitierten in der Umlage davon.
Doch um Geld geht es laut Schiele bei diesem Thema nicht. „Es ist das Ziel, die Sicherheit zu erhöhen. Ich selbst komme aus nördlicher Richtung über die A 1 gefahren und bin froh, wenn ich in Burscheid abfahren kann.“