Der brüchige Burgfrieden

Drei Monate nach der Wahl sucht der gespaltene Betriebsrat noch nach Wegen der Zusammenarbeit.

Burscheid. Die öffentliche Selbstzerfleischung ist vorerst beendet, aber drei Monate nach der Neuwahl sind die Fronten im Betriebsrat von Federal-Mogul (FM) weiter spürbar - auch wenn sich beide Seiten bemühen, kein neues Öl ins Feuer zu gießen.

"Grundsätzlich läuft es halbwegs gut", sagt beispielsweise die neue Vorsitzende Nicole Ilbertz. Die Spannungen zwischen den mit einem 8:7-Verhältnis fast gleichstarken Gruppierungen seien nicht so deutlich wie befürchtet, auch wenn nicht alles "absolut reibungslos" laufe.

Ilbertz setzt auf den Faktor Zeit. "Wir müssen uns finden." Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung. "Das Verhältnis ist so, wie es sein sollte. Ich könnte nicht sagen, dass es schlecht ist."

Der freigestellte Betriebsrat Thomas Hahn, der bei der Pernsönlichkeitswahl am 17.März die meisten Stimmen erhielt, aber der Minderheitsfraktion der "Demokratischen Metaller" angehört, sagt: "Die Skepsis wird bleiben, aber wir arbeiten themenorientiert zusammen."

Hahn hat inzwischen einen neuen Tätigkeitsbereich übernommen, ist jetzt für Jugend und Ausbildung zuständig. "Das ist etwas, wo ich mich wiederfinde." Doch die zurückliegenden Auseinandersetzungen wirken nach. Im Mai ist Hahn aus der IG Metall ausgetreten.

Wie viele es ihm gleichgetan haben, darüber wird im Betrieb viel spekuliert. Sicher ist, dass es zumindest Dutzende Austrittsankündigungen gab. IG-Metall-Bevollmächtigter Witich Roßmann war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Andere Stimmen aus dem Betriebsrat fallen weniger diplomatisch aus. Von "fehlendem Vertrauen" ist die Rede und von nach wie vor "sehr starken Fronten".

Geschäftsführer Karsten Evers spricht davon, dass der Betriebsrat "auch in der neuen Konstellation im Sinne des Standortes entscheidet". Er bezieht sich dabei auf die Zustimmung des Gremiums zur Kapazitätserweiterung. So soll im Zuge der besseren Auftragslage in Teilen der Stahl- und Ölgußringfertigung wieder die Kontischicht (24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen pro Woche) eingeführt werden. Außerdem kann die Zahl der Leiharbeiter bis Ende Dezember auf 200 aufgestockt werden.

Vom im April erwogenen Gang vor die Einigungsstelle hat die Geschäftsführung Abstand genommen. Die Entscheidung des Betriebsrats über die Freistellungen sei nicht anfechtbar gewesen. Aber Evers sagt, nach seiner Wahrnehmung sei ein Großteil der Mitarbeiter mit der Konstellation im Betriebsrat "sehr unzufrieden. Und da spreche ich von 75 bis 90 Prozent."

Immer wieder sei in Gesprächen mit ihm deutliche Kritik der Mitarbeiter am Betriebsrat geäußert worden. "Und da geht es gar nicht darum, ob man die eine oder die andere Seite unterstützt. Der Eindruck der Belegschaft ist, dass die Betriebsräte weiterhin vor allem mit sich selbst beschäftigt sind."