Die Schuld in unseren Handys

Im Rahmen der Umweltwoche lernen alle Hauptschüler, welche Folgen die Verschwendung von Rohstoffen hat.

Die Schuld in unseren Handys
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Thomas Rahne braucht nicht lange, um auf den Punkt zu kommen. Die Satellitenaufnahmen vom peruanischen Regenwald werden herangezoomt. In der Bildmitte ein gigantischer Kahlschlag für den Tagebau. Menschen auf der Suche nach Gold.

Der Raubbau an der Natur, die Zerstörung des Regenwaldes, das verdeutlichen Fotos vom früheren und vom Ist-Zustand. Was sie nicht zeigen: die Folgen für die Erderwärmung; den Einsatz von Blausäure, um das Gold aus dem Gestein herauszuwaschen; den gesunkenen Grundwasserspiegel, weshalb die Bewohner der nahen Arbeiterstadt inzwischen aus Wassertanks versorgt werden müssen.

Und was hat das alles mit der Klasse 8 b der Friedrich-Goetze-Hauptschule zu tun? „Wer hat zu Hause ein altes Handy in der Schublade?“, fragt Rahne in die Runde. Fast alle melden sich; die meisten haben mehr als eins in Reserve. Und alle Handys enthalten: Gold.

„Indirekt tragen wir dadurch eine Mitschuld an den Zuständen in Peru“, sagt der Dozent der „Geoscopia Umweltbildung“, „vor allem, wenn wir alle ein bis zwei Jahre ein neues Smartphone kaufen.“ Sagt’s und reckt zur Belustigung der Schüler sein sieben Jahre altes Handy in die Luft. Dessen Akku hält noch eine Woche. Und wenn es runterfällt, geht kein Display kaputt.

Aber wenn schon ein neues Handy, so die Botschaft dieses Unterrichtsvormittags, dann gehört das alte in die Wiederverwertung — also zum Wertstoffhof von Revea in Hilgen-Heide oder zu anderen Sammelstellen. Denn aus einer Tonne Golderz, die in Peru abgebaut wird, kann gerade mal ein Gramm Gold gewonnen werden. In einer Tonne Elektroschrott aber, so rechnet der Umweltpädagoge vor, stecken 250 Gramm Gold. Sträflich, wenn es in Schubladen vor sich hin gammelt.

Alle Hauptschulklassen sind im Rahmen der Umweltwoche in das Recyclingprojekt eingebunden. Es ist der Suche nach den verborgenen Rohstoffschätzen gewidmet und geht auf eine Bildungsinitiative von Lightcycle zurück. Dahinter verbirgt sich ein Gemeinschaftsunternehmen von Lichtherstellern, das bundeswei die Rücknahme ausgedienter Leuchtstoffröhren, LED- und Energiesparlampen organisiert. Schirmherrin ist die bayerische Umweltministerin, Unterstützung kommt vom Umweltbundesamt.

Die sechs Hauptschulklassen durchlaufen im Zuge der „Lightcycle-Rohstoffwochen“ drei Bausteine. Zur Vorbereitung gab es bereits eine Arbeitsmappe mit Arbeitsblättern, Filmen und Literaturtipps. Während der Umweltwoche erfolgen jetzt die Unterrichtsbesuche durch die „Geoscopia Umweltbildung“ aus Bochum.

Zum Abschluss ist dann noch ein Ausflug in die Praxis vorgesehen — zum Wertstoffhof der Revea in Hilgen-Heide. Das wäre für manchen Hauptschüler schon die Gelegenheit, eines seiner alten Handys zu entsorgen.