Domchöre Domchöre bekommen Verstärkung
Köln. · Domdechant Robert Kleine nimmt 47 neue Sängerinnen und Sänger offiziell in die Domchöre auf.
Mila liebt es, lateinische Messen zu singen. Und die von Louis Vierne allemal. Auch wenn die Tonart cis-Moll mit ihren vier Vorzeichen eine echte musikalische Herausforderung für die Neunjährige ist. „Da muss man schon richtig gut aufpassen beim Notenlesen und dann auch noch die französische Aussprache mit den Akzenten bedenken.“ Dankbar ist sie, dass „Chorleiter Sperling immer so gut erklären kann, was an jeder Stelle gerade passiert“. Und sie findet gut, dass sich die einzelnen Stimmgruppen – sie selbst gehört dem Sopran I an – oft selber die einzelnen Töne erarbeiten sollen.
„Wie sich das heute dann angehört hat, wenn alle zusammenklingen, das war einfach toll und auch eine große Überraschung“, schwärmt die Viertklässlerin. Auch wenn sie bei den Proben noch geglaubt habe, wie sie sagt, dass diese Musik doch ein wenig „schaurig, geradezu gruselig“ klinge. „Eher spannend“, schwächt Sophie aus dem Alt II das nüchterne Urteil ihrer Chorkollegin über den Spätromantiker Vierne ab und zeigt sich ebenfalls noch ganz erfüllt von diesem Werk, das Domkapellmeister Eberhard Metternich traditionell für das Kapitelsamt auswählt, in dem die Nachwuchssänger in den Kölner Domchor beziehungsweise den Mädchenchor am Kölner Dom feierlich aufgenommen werden.
Feierlich hatten gleich zu Beginn des Gottesdienstes 27 Mädchen und 20 Jungen Domdechant Robert Kleine ihre Zusage gegeben. Schließlich wollte der Domkapitular von den Neun- und Zehnjährigen wissen, ob diese mit ihrem Chorgesang von nun an bereit zu einem zuverlässigen Dienst in der Liturgie des Domes seien – „zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“, wie er formulierte. Und er betonte, dass dieser Dienst Können, Fleiß und Einsatz erfordere sowie mit Sorgfältigkeit und dem nötigen Ernst versehen werden müsse.
Zunächst waren die jungen Nachwuchssänger in festlicher Prozession für dieses traditionelle Zeremoniell durch den Mittelgang der Kathedrale in den Altarraum eingezogen. Dabei sangen sie das für dieses Aufnahmeritual obligatorische „Tria sunt munera“. Ein Jahr lang hatten sie sich auf diesen Tag vorbereitet und diesem letzten Schritt nun geradezu entgegengefiebert. Vorbedingung war allein das erfolgreiche Bestehen des finalen Aufnahmetests gewesen, wie Domkapellmeister Eberhard Metternich vor der Gemeinde öffentlich erklärte, bevor jedes der neuen Chorkinder einzeln vortrat und bei seinem Namen genannt wurde.
Von nun an darf sich die insgesamt 47-köpfige Nachwuchsriege des Kölner Domchores und des Mädchenchores am Kölner Dom damit auch als offiziell aufgenommen in diese große Gemeinschaft aller Dienste am Dom betrachten. „Es macht Freude, die Entwicklungsschritte der Jungen innerhalb nur eines Jahres zu beobachten“, sagte Domchorleiter Metternich, als er sich mit den neuen A-Chor-Sängern nach der Messe zum Erinnerungsfoto am Dreikönigenschrein aufstellte. „Die meisten entwickeln in dieser Zeit eine ganz eigene Selbständigkeit ihrer Stimme. Die Gruppe, die jetzt eingeführt wurde, bildet in zwei Jahren die Stütze des Domchores.“
Auch Domkantor Oliver Sperling lobte seine kleinen Sängerinnen nach ihrem großartigen Einstand: „Sie waren mit Ernsthaftigkeit bei der Sache und haben ihren Part ganz wunderbar bewältigt. Schließlich gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, auf dem Chorpodest in der ersten Reihe zu stehen und eine derart anspruchsvolle Komposition zu bewältigen“, betonte der Leiter des Mädchenchores anerkennend. Immerhin ist die Vierne-Messe, die zum festen Repertoire beider Chöre zählt und nun schon seit Jahren bei dieser Aufnahmefeier gesungen wird, auch für die Chorleiter selbst immer wieder eine spannende Aufgabe, die sich vornehmlich aus der schwierigen Akustik des Domes ergibt.
Bei der bewusst doppelchörigen Aufstellung im Süd- und Westseitenschiff ist eine Verständigung zwischen den beiden Dirigenten weitestgehend nur über Sichtkontakt möglich. Denn erfahrungsgemäß macht es die Akustik des Domes unmöglich, sich allein aufs Hören zu verlassen. „Da muss man schon eine Menge Routine miteinander haben, wenn zwei so große Chöre mit insgesamt über 300 Sängern von unterschiedlichen Orten aus gemeinsam musizieren“, erklärte Metternich und zeigte sich mit dem musikalischen Ergebnis dieser Herausforderung an diesem Tag äußerst zufrieden.