Burscheid Ein bisschen „Tatort“ mit Orchester
Pünktlich zum Start des Serenadenkonzerts des OVH am Samstagabend in der Kirchenkurve brach die Sonne durch.
Burscheid. Der OVH muss einen guten Draht zum Wettergott haben: Noch eine halbe Stunde vor Beginn seines Serenadenkonzertes in der Kirchenkurve sah es am Himmel noch so aus, als ob es keine „Italienische Nacht“ (so der Titel des Konzertes) geben könnte. Dann aber brach die Sonne durch, und es kamen trotz des scharfwindigen und kalten „Sommerwetters“ so viele Besucher, dass die aufgestellten Stühle kaum reichten.
Wegen des Fußballspiels war das Konzert auf 18 Uhr vorverlegt worden. Den Anfang machte der Nachwuchs: Ulrich Haas weckte bei den Mitgliedern des Junior-Orchesters Spielfreude (auch bei leisen Passagen) und Präzision, vor allem beim Schlagzeug. Das Jnge Orchester zeigte anschließend, wie aus frühen Anfängen bald Beachtliches zum Klingen gebracht werden kann. Unter dem ausdruckstarken Dirigat Federico Ferraris faszinierten „Choral and Rock out“ von Ted Huggins, der Rumba „Amor, Amor“ und „Bandfever“. Vereint mit dem OVH gab es den „Baby Elephant Walk“ von Henry Mancini und „Copa Cobana“ von Belley Manilow zu hören, nun unter der Leitung des Dirigenten des OVH, Timor Chadik: mitreißende Klänge, mitreißend gespielt. Besonderes Lob haben dabei die jungen Schlagzeuger verdient, die sich auch durch das Läuten der Kirchenglocken nicht in ihrem Rhythmus irritieren ließen.
Und dann wurde es tatsächlich noch italienisch; denn der OVH hatte „Sinfonia“ auf dem Programm, einen Querschnitt aus italienischen Opern von Verdi und Bellini, mit Melodien, die man im Ohr hat, aber noch nie in der Besetzung mit Blasorchester erleben konnte. Timor CHadik und seine Musiker versetzten die Zuhörer vom ersten Ton an in eine Opernwelt, die auch ohne szenische Darstellung Theateratmosphäre aufkommen ließ. Dazu trug auch die charmante Moderation von Annette Willuweit bei, die bei ihren kurzen Inhaltsangaben nicht darauf verzichtete, die Opernmorde aufzuzählen, die sich von Stück zu Stück vermehrten: ein bisschen „Tatort“ mit Orchester.
Spannend war es allemal. Es begann mit der Ouvertüre zu „Nabucco“ von Verdi, die den Musikern musikalische Empfindung und technische Qualitäten abverlangt. In“Norma“ von Bellini spielten sie geradezu genüsslich die musikalischen Gegensätze zwischen italienischer Leichtigkeit und Schwere des Schicksals aus. Auf -und abschwellend im ständigen Wechsel von Melodienseligkeit und Trauer dann die Ouvertüre zu Verdis „Die Macht des Schicksals“. Mit dem Königsmarsch aus Verdis „Macbeth“ steigerte sich der OVH in den Schluss des Konzertes hinein, denn auf ihn folgte noch das dreiteilige „Ballett der Hexen“ aus der Oper: ein virtuoses Furioso mit starken Akzenten und Virtuosität in jedem Register.
Den überaus herzlichen Beifall belohnte der OVH noch mit dem jedem wohlbekannten Triumphmarsch aus Verdis „Aida“, in prophetischer Vorausahnung eines Sieges der deutschen Elf — ausgerechnet über Italien.