Schutzmaßnahmen Einbrecher abblitzen lassen

Rüdiger Heil gibt Tipps, damit Bürger wieder besser schlafen können.

Burscheid. Den Teilnehmern kommt der Info-Abend der Senioren-Union zum Schutz vor Einbruch und Diebstahl am Montagabend vor wie eine äußerst kurzweilige Stunde Werkunterricht. Vorne steht Kriminalhauptkommissar Rüdiger Heil und erzählt anhand von realen Beispielen aus seinem Berufsleben, wie leicht es viele Menschen Einbrechern machen, sie zu bestehlen. Dabei hält er sein Lieblingswerkzeug fast die ganze Zeit über in der Hand. „Der normale Einbrecher kommt mit einem Schraubendreher“, sagt Heil. „Und damit in rund 80 Prozent aller Fälle auch an sein Ziel.“ Raunen unter den Besuchern.

Aber Heil ist nicht gekommen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Er will Auswege aus der Bedrohung, die viele der Teilnehmer mehr oder minder unterbewusst spüren, aufzeigen — und Tipps zu geben, wie man sein Eigentum richtig sichert.

Dass man Türen und Fenster fest verschließt, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Wenn es nur nicht so viele Leute immer wieder vergessen würden. Ein Fehler, der auch schon Heil, hauptberuflich tätig im Kommissariat für Kriminalprävention, passiert ist.

Ein Fenster auf Kipp ist für den Einbrecher ein offenes Fenster — genauso wie für die Versicherung, die den Schaden nicht ersetzt. „Fenster im zweiten Obergeschoss zu erreichen, ist für Täter kein Problem“, sagt Heil. Und herunter gelassene Rolläden sind für Einbrecher kein Hindernis, sondern ein Indiz dafür, das niemand zu Hause ist. „Wer sitzt schon gern im Dunkeln“, sagt der Kommissar. Ein Aufstöhnen der Erkenntnis geht durch den Saal. Und es wird weiter aufgeräumt mit Halbwissen über Einbrüche und deren Verhütung. „Werden noch Glasschneider verwendet“, will ein Mann wissen. „Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern“, sagt Heil.

Spannend wie eine Folge Aktenzeichen XY ungelöst sind die Fallbeispiele, nur das hier nicht die Frage im Mittelpunkt steht „wer war es?“, sondern: „Wie hat er es gemacht?“ Heil kann gut erzählen — die besten Geschichten schreibt das Leben.

Viele Besucher berichten über ihre individuellen Lösungen zum Thema Einbruchschutz. Man merkt, dass der Profi bei manchen Heimwerkeleien Bauchschmerzen hat. „Es gibt individuelle Lösungen, die können sehr gut sein“, sagt er den zahlreichen Bastlern im Saal. Eine Entwarnung ist das allerdings nicht.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Sicherheit zu verbessern. Dennoch: eine Patenlösung gibt es nicht. „Wir stehen auf dem Standpunkt. Alles, was man machen kann, sollte man machen.“ Besonders empfehlenswert sei die Nachrüstung von Fenstern und Türen. Die ist oft günstiger als ein teurer Austausch. „Egal, für was sie sich entscheiden: Lassen sie es von einem Fachmann machen“, rät Heil.

Der materielle Schaden ist bei einem Einbruch nicht immer das Schlimmste. Gravierender sind oft die psychischen Folgen, das Unbekannte ungehindert in die private Schutzzone eindringen konnten. „Wir haben Geschädigte, die werden nach einem Einbruch regelrecht krank“, sagt Heil. Depressionen nach Einbrüchen seien keine Seltenheit.