Einst eine Unterkunft für Wandervögel

Die Geschichte der Jugendherberge in Burg, die auch von Burscheidern genutzt wurde, geht auf das Jahr 1911 zurück. Die Nachfrage stieg in den 20er Jahren. Heute wird weiter um den Standort in dem Solinger Stadtteil gekämpft.

Foto: Schlossbauverein

Bergisches Land. Generationen von Schulklassen aus der gesamten Region und darüber hinaus haben Burg und vor allem die Jugendherberge auf Klassenfahrten kennen und lieben gelernt. Die angehenden Schulkinder der Kita Kunterbunt haben beispielsweise im vergangenen Jahr ihre Abschlussveranstaltung mit Übernachtung dort gehabt. Man trifft kaum jemanden, der sich nicht mit verträumtem Lächeln daran erinnert. Dies ist Grund genug, die Historie der Burger Jugendherberge in Erinnerung zu rufen.

Wir schreiben das Jahr 1911. Gerade war das Grabentor der Burganlage neu errichtet worden. Der Schloss-Bauverein (SBV) griff den damals aufkeimenden Jugendgedanken auf und richtete in diesem Gebäude im Dach und Hauptgeschoss sowie im Nebenflügel eine Jugendherberge ein. Niemand kannte damals einen Jugendherbergsverband. Vielmehr gab es einen Alt-Wandervogelbund, dem der SBV mit eigenen Mitteln und Geldern von Stiftern im Spätsommer 1911 die Herberge eröffnete.

Eingerichtet mit 16 Feldbetten, 24 Hängematten, Schränken, Tischen und Bänken übernachteten bis Jahresende 330 Wandervögel in diesen Räumen. Ein stetiges Wachstum wurde 1918 jäh unterbrochen. Britische Besatzer zogen vorübergehend in diese Räume ein. Im Frühjahr 1920 konnte der Herbergsbetrieb wieder aufgenommen werden. Der SBV stellte zusätzlich eine Wohnung für den Herbergsvater zur Verfügung. Der Schlossbrand am 25./26. November 1920 verursachte ein großes Problem, da der größte Teil der Einrichtung vernichtet war. Wiederum half der SBV.

1922 begann der große Aufschwung des Jugendwanderns. Die Übernachtungszahlen stiegen gewaltig. Deshalb beschloss der Vorstand des SBV, die Herberge der Ortsgruppe Solingen des Verbandes der Jugendherbergen zu unterstellen. Der damalige Landrat des Kreises Lennep, Dr. Ludwig Beckhaus nahm sich der Herberge an und führte dies gemeinsam mit SBV, Landesjugendamt Düsseldorf und dem Verband Deutscher Jugendherbergen zu einem vollständigen Um- und Ausbau. Durch Bereitstellung weiterer Räume ermöglichte der SBV die Einrichtung von Tagesräumen.

Eine „Mädelbleibe“ wurde eingerichtet. 85 Betten wurden aufgestellt, Wasch- und Baderäume wurden für damalige Verhältnisse in vorbildlicher Weise ausgebaut. Im ersten Jahr stiegen die Übernachtungen auf 7590. Die Jugendherberge wurde von 159 Schulklassen mit 4350 Schülern genutzt. In den 30er Jahren wurde oberhalb des Schlosses eine komplett neue Jugendherberge mit dem klangvollen Namen „Roemryke Berge“ errichtet. Die Räume in der Schlossanlage wurden aufgegeben. Noch heute wirbt das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit der Schlossanlage und dem Museum als besondere Attraktion um Gäste.

Die vorläufig letzte Maßnahme für den Erhalt der Jugendherberge in Oberburg war die „Burger Resolution“; eine gemeinsame Aktion der Städte Solingen und Wermelskirchen, Bundestagsabgeordnetem und Landtagsmitgliedern, die sich nachdrücklich für den Erhalt der Burger Jugendherberge einsetzt. Die Landtagsabgeordneten Josef Neumann (SPD), Sven Wolf (SPD) und Arne Moritz (CDU), Solingens OB Tim Kurzbach (SPD) und Wermelskirchens Erster Beigeordneter Stefan Görnert (CDU) unterzeichneten sie an historischer Stelle, nämlich in der Schlossanlage von Burg. Aber schon bei der persönlich durch Solingens Stadtchef geplanten Übergabe an den DJH in Düsseldorf gab es Verstimmungen hinsichtlich eines Termins. Am Ende kam er doch noch zustande. In der Erklärung sprechen sich die Unterzeichner dafür aus, Burg als Jugendherbergsstandort zu erhalten.