Unerkanntes? Nur Nochnichterkanntes!

Die Kunst- und Museumsbibliothek zeigt in einer Sonderausstellung Werke von Steffen Missmahl.

Foto: Missmahl

Köln. Die Kunst- und Museumsbibliothek am Heinrich-Böll-Platz zeigt in ihrem Lesesaal bis zum 13. Mai die Ausstellung „nichts prinzipiell Unerkennbares; nur Nochnichterkanntes, Steffen Missmahl Künstler-Bücher, -Hefte & -Schachteln“.

Unter dem Titel „Nichts prinzipiell Unerkennbares; nur Nochnichterkanntes“ zeigt die Bibliothek die analogen und digitalen Collagen des Kölner Grafikers, Buchgestalters und Künstler-Komplizens Steffen Missmahl (geb. 1951).

In einer Auswahl von Künstlerbüchern, Heften und Schachteln sind in der Ausstellung Arbeiten aus den 90er Jahren bis 2017 zu sehen. Nichts ist das, was es zu sein scheint oder einmal war. Gesehene Wirklichkeiten, alltägliche Bildwelten, Fertigteile: Die Collage erlaubt, alles mit allem zu kombinieren und auszuspielen. So entstehen Missmahls Collagen nicht aus sich selbst heraus, sie entwickeln sich als Bilder aus den Bildern. Mit der Vermutung des Etikettenschwindels nimmt Steffen Missmahl vorhandenes Bildmaterial auseinander und schafft in der neuen Zusammensetzung abstrakte Bildwelten. Farbspuren und Kritzelzeichen verbinden die Bildebenen.

Eingefügte Textfragmente — gefunden in den Feuilletons großer Zeitungen und Zeitschriften — führen als alternative Einflugschneisen zu paradoxen Sinn-Allianzen. Hier wird Missmahls Affinität zur konkreten und visuellen Poesie deutlich, auch Texte von Arno Schmidt und Ernst Jandl sowie die frühe Prosa von Rolf Dieter Brinkmann, der ab 1962 in Köln lebte, haben ihn beeinflusst.

„Hinter den Erscheinungen nichts anderes suchen als die Erscheinung selbst“ ist ein schönes Beispiel dafür. Von den 90er Jahren an bis etwa 2005 versammeln sich nach inhaltlicher und auch motivischer Zerlegung die analogen Collagen in vorgefertigten Schul- und Skizzenheften. Ab 2005 erweitert Missmahl durch den Einsatz digitaler Techniken seine Möglichkeiten der Collage.

Nicht mehr abhängig von Größe, Material und Farbigkeit der Vorlagen entstehen Unikat-Bücher und Hefte. Umfangreiche, aus mehreren Einzelblättern bestehende Arbeiten werden in Schachteln zusammengefasst, so beispielsweise die 23 Blätter der Arbeit „Notwehr konstruktiv“ aus dem Jahr 2015: Protokoll einer Sinnprüfung gesehener Wirklichkeiten. “Im Idealfall öffnet sich ein Sinn jenseits des Vertrauten„, wie Steffen Missmahl selber sagt.

Öffnungszeiten: Montag von 14 bis 21 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 21 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.