Exoten: Tierische Freunde aus der Fremde
Sie heißen Ringo, Alfred oder Lorenzo und ihre Halter haben eines gemeinsam: die Leidenschaft fürs Haustier aus Übersee.
Rhein-Berg. Kreis. Frösche, Schlangen, Eidechsen. Fasziniert von Tieren, die kreuchen und fleuchen, war Martin Knauf bereits als kleiner Junge.
"Ich habe in jede Pfütze reingeschaut", sagt der 45-Jährige heute. Damals habe es nur zu Wasserschildkröten gereicht.
Wie er auf die Idee kam, ein Chamäleon bei sich aufzunehmen, weiß er heute selbst nicht mehr so genau. "Das ist einfach ein ganz besonderes Tier."
Ein halbes Jahr informierte sich Knauf bei Züchtern, in Fachzeitschriften oder im Netz, seit März 2007 haben er und seine Frau ein neues Familienmitglied: Ringo. Ringo ist ein Pantherchamäleon und eigentlich klettern Pantherchamäleons durch die Baumwipfel Madagaskars. Ringo dagegen klettert durch das Burscheider Wohnzimmer der Eheleute.
Lange ausgehalten hat er es in seinem Terrarium nämlich nicht. Eigentlich seien Chamäleons zurückhaltende Tiere, Ringo dagegen habe von Anfang an versucht, das Terrarium zu verlassen, und neugierig an der Scheibe gekratzt. "Da haben wir den Fiskus neben das Terrarium gestellt und ihn dort hinaufgelassen", erzählt Knauf. Nach und nach wurde aus dem Fiskus eine Kletterlandschaft unter der heimischen Wohnzimmerdecke.
Jetzt schaut Ringo dem Ehepaar vom Astwerk über dem Wohnzimmertisch aus schon mal beim Mittagessen zu - und hat mittlerweile sogar den Fußboden für sich erobert. In der Regel vermeiden Chamäleons, die Höhe zu verlassen. "Aber wenn Ringo einen Aussichtspunkt entdeckt, von dem aus er einen besseren Überblick hat, dann will er dorthin, auch wenn er dazu den Weg über den Fußboden nehmen muss."
Knauf weiß, dass nicht alle Züchter diese Haltung unterstützen, das Klima im Wohnzimmer ist ein anderes als das im Terrarium. "Wir haben eine UV-Lampe installiert und geben dem Tier vermehrt Wasser." So habe das Chamäleon, was es brauche. Mittlerweile hat auch Ehefrau Sylvia Hein Ringo in ihr Herz geschlossen. Sie sei anfangs skeptisch gewesen, berichtet der Ehemann.
Ringo gegen ein kuscheligeres Haustier einzutauschen, können sich beide nicht vorstellen. "Natürlich ist ein Chamäleon nicht mit einem Hund vergleichbar. Ein Chamäleon ist ein kleines Reptil mit einem Reptiliengehirn." Zudem sei es ein Wildtier und habe seinen eigenen Willen. "Aber das ist ja das Faszinierende."
So groß ist die Faszination, dass Knauf bereits überlegte, selbst in die Zucht einzusteigen. "Aber ich könnte den Nachwuchs einfach nicht in fremde Hände geben."
Das Problem, dass man den Nachwuchs mitunter zu sehr ins Herz schließt, kennt auch Klaus Stöcker. Wenn Stöcker Anastasia oder Alfred besucht, recken die Strauße ihm ihre Hälse entgegen, knabbern am Pullover oder am Haar des 45-Jährigen. Stöcker lacht dann und sagt: "Ja, ja, ihr seid lieb, aber furchtbar schmutzig" und streichelt den Hals der mehr als zwei Meter großen Tiere.
Es ist noch nicht lange her, da musste Stöcker die ersten Strauße schlachten. " Ich kannte jedes Tier schon als Küken, da musste ich beim Schlachten schon zweimal schlucken."
Eigentlich hätte Klaus Stöcker die Pensionspferde der Eltern betreuen sollen. Doch der Chef eines Betriebs für Metallverarbeitung in Wermelskirchen suchte 2004 die Herausforderung. "Wenn ich schon Landwirt spielen muss, dann muss etwas anderes her", habe er sich damals gesagt.
Stöcker machte sich auf Seminaren und bei einem Praktikum auf einer Straußenfarm schlau. Die Laufvögel zu züchten, sei nicht leicht, das hätten ihm damals viele gesagt. "Strauße brauchen intensive Pflege. Man sagt, von zehn Züchtern hören elf wieder auf."
Noch sei die Zucht ein intensives Hobby, das noch lange kein Geld abwerfe. Doch Stöcker will durchhalten. "Ich bin ja nicht auf das Geld angewiesen." Und schließlich hat die Zucht erste Tiefschläge bereits überdauert. Damals, als einige Tiere krank wurden. Hilfe bekam Stöcker von der Burscheider Tierarztpraxis "Am Flügel".
"Ich habe einen Tierarzt gesucht, der auch bereit ist, sich mit Straußen zu beschäftigen, und die Burscheider waren sofort bereit." Der Arzt konnte das Rätsel um die kranken Tiere schnell lösen. "Ich hatte sie einfach zu lange im Stall gelassen. Dabei können Strauße auch im Winter problemlos auf die Weide."
Klaus Stöckers exotische Zucht ist nicht die Einzige, die das Team aus Burscheid betreut. Auch Annette Rabanus bekommt bei ihren Alpakas, die sie auf einer Weide in Solingen hält, Hilfe von der Tierarztpraxis. Sie lernte die Kamele, die in Südamerika heimisch sind, bei einer Trekking Tour in Österreich kennen und verliebte sich sofort in die Tiere. "Sie sind leichter im Umgang und nervenstärker als Pferde", sagt sie.
Unter anderem habe sie sich neben Pferden für Alpakas entschieden, weil die Tiere wegen ihrer Wolle gehalten werden und nicht wegen des Fleisches. "Ich könnte mir einfach nicht vorstellen, ein Tier zu schlachten." Erst vor Kurzem hat sich auch bei ihren Alpakas Nachwuchs eingestellt - auch sie will eine Zucht eröffnen: "Die Tiere haben einen ganz eigenen Charakter." Lorenzo zum Beispiel - ein tierischer Freund aus der Fremde.