Messe Flughafen sucht weiter nach Lösung

Köln · Noch immer gibt es keine gemeinsame Lösung für einen wettbewerbsfähigen Bodenverkehrsdienst

 Die Geschäftsführung des Flughafens hofft, eine nachhaltige Lösung für den BVD zu finden. Dafür soll ein Kompromiss mit verdi und dem Betriebsrat erzielt werden.

Die Geschäftsführung des Flughafens hofft, eine nachhaltige Lösung für den BVD zu finden. Dafür soll ein Kompromiss mit verdi und dem Betriebsrat erzielt werden.

Foto: dpa/Oliver Berg

. Die Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH hat den Aufsichtsrat über den Sachstand zur Sanierung der Bodenverkehrsdienste (BVD) unterrichtet. Diese umfassen unter anderem das Be- und Entladen von Flugzeugen, die Beförderung der Passagiere zum Terminal (Busdienst) und des Gepäcks sowie das Bewegen des Flugzeugs (Pushback).

Bislang konnte mit der Gewerkschaft verdi und dem Betriebsrat keine gemeinsame Lösung für einen wettbewerbsfähigen BVD gefunden werden. Der Aufsichtsrat hat den Bericht der Geschäftsführung zur Kenntnis genommen und nach ausführlicher Diskussion diese aufgefordert, die aktuell zur Diskussion stehenden Lösungsansätze mit den Tarif- und Betriebspartnern weiter zu diskutieren. Darüber hinaus sollen innerbetriebliche Verbesserungspotenziale im Bodenverkehrsdienst bestmöglich ausgeschöpft werden.

Verluste der BVD
lagen 2018 bei 16 Millionen Euro

In den vergangenen Monaten waren der Flughafen, die Gewerkschaft verdi, der kommunale Arbeitgeberverband und der Betriebsrat mehrfach zusammengekommen, um über die Zukunft des BVD zu verhandeln. Dabei hatte die Geschäftsführung bekräftigt, dass die Verluste, die 2018 bei 16 Millionen Euro lagen, schnellstens reduziert und spätestens 2030 eine „schwarze Null“ erreicht werden muss.

Um die Wettbewerbsfähigkeit des BVD zu verbessern, wurden innerbetriebliche Optimierungen sowie betriebliche und tarifliche Maßnahmen bewertet. Dazu gehören unter anderem ein effizienterer Personaleinsatz, die Flexibilisierung von Urlaub und tarifliche Eingruppierungen. Auch die Gründung einer Tochtergesellschaft für den BVD wurde diskutiert. Jedoch haben sowohl verdi als auch der Betriebsrat diese Möglichkeit abgelehnt.

 Ohne weitreichende Maßnahmen wird der Verlust im BVD in den nächsten Jahren weiter wachsen. Auch wenn Optimierungspotenziale im Rahmen geltender Betriebsvereinbarungen ausgeschöpft werden können, würden sich die Verluste im BVD bis zum Jahr 2030 auf insgesamt rund 200 Millionen Euro belaufen. „Die Sanierung des BVD ist zwingend geboten. Alles andere vergrößert nur den insgesamt abzubauenden Verlust und verschiebt ein mögliches positives Ergebnis überproportional in die Zukunft“, sagen die Flughafen-Geschäftsführer Johan Vanneste und Torsten Schrank. Die Geschäftsführung betont, dass eine nachhaltige Lösung für den BVD gefunden werden muss. Dafür soll ein Kompromiss mit verdi und dem Betriebsrat erzielt werden.

Die Sanierung der Bodenverkehrsdienste ist ein zentrales Projekt des Flughafens, um dessen Profitabilität zu verbessern. In diesem Jahr wird ein Verlust in Höhe von 20 Millionen Euro erwartet. Bereits 2020 soll wieder ein positives Betriebsergebnis erzielt werden. Der BVD, der mit dem Gepäckdienst rund 800 Mitarbeiter umfasst, steht in einem harten Wettbewerb. Der Markt ist seit vielen Jahren liberalisiert und offen für Wettbewerb. Europaweit bieten auch Fremdfirmen BVD-Leistungen an Flughäfen an. Am Flughafen Köln/Bonn ist ein weiterer privater Dienstleister tätig. Dieser kann Leistungen zu deutlich günstigeren Konditionen verkaufen, weil die Personalkosten in etwa um 30 Prozent niedriger sind. Der flughafeneigene BVD ist aufgrund seiner Tarifstruktur nicht wettbewerbsfähig.

Große Flughäfen gründen
Tochtergesellschaften

Obwohl die Qualität der Dienstleistungen im Bodenverkehrsdienst gut ist, ist die hohe Kostenbasis ein gravierender Wettbewerbsnachteil. Entweder muss der Flughafen Leistungen der Bodenverkehrsdienste zu Preisen anbieten, die nicht kostendeckend sind. Oder zu Preisen, die Airlines nicht zahlen wollen. Dies kann in der Konsequenz zum Verlust von Abfertigungsverträgen führen.

Fast alle großen deutschen Flughäfen haben – teilweise vor vielen Jahren – Töchter gegründet, um im Wettbewerb mit privaten Anbietern bestehen zu können. Der BVD muss einen eigenen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Im vergangenen Jahr hat der BVD rund 16 Millionen. Euro Verlust gemacht. Bis 2030 würde sich – innerbetriebliche Optimierungen vorausgesetzt – dieser auf mindestens insgesamt rund 200 Millionen Euro summieren, wenn keine grundlegende Einigung mit Gewerkschaft und Betriebsrat über die Sanierung erzielt wird. Bis zum Jahr 2040 würde dieses Minus auf insgesamt über 450 Millionen Euro anwachsen.

Im November 2018 haben sich der Flughafen und ver.i in einem Eckpunktepapier verpflichtet, für den BVD eine zukunftssichere und wettbewerbsfähige Lösung zu vereinbaren. Diese sollte spätestens im ersten Quartal dieses Jahres feststehen. Rund 80 befristet Beschäftigte des BVD, deren Verträge in der Zeit von November 2018 bis Ende Januar 2019 endeten, erhielten im Zuge dessen einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei der FKB. An die Gespräche knüpfte die Geschäftsführung die Erwartung, durch Verhandlungen mit verdi auf eine gemeinsame Lösung für den BVD hinzuarbeiten. Auch hatte sich die Gewerkschaft verpflichtet, im Falle, dass keine Einigung erzielt wird, über eine Tochtergesellschaft zu verhandeln.

Die mit verdi, dem kommunalen Arbeitgeberverband und dem Betriebsrat geführten Verhandlungen brachten bis heute keine wirtschaftlich tragfähige Lösung für den BVD. Nicht nur der BVD muss einen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten. Um dies zu ermöglichen, hat die FKB ein Ergebnis-verbesserungsprogramm ins Leben gerufen. Dieses setzt sich zur Hälfte aus Erlössteigerungen und Kostensenkungen zusammen. Dabei soll laut Flughafen schon in den ersten Jahren eine deutliche Verbesserung des Betriebsergebnisses erreicht werden. Dazu gehört auch, die Führungsstruktur in der Flughafengesellschaft zu verschlanken.